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Steuerreform: Wirtschaftsbund will Kleinunternehmer-Paket

Der ÖVP-Wirtschaftsbund fordert bei der kommenden Steuerreform ein Paket für Kleinunternehmer. In Kraft treten soll das bereits 2020, also noch vor der Senkung der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer, wie Generalsekretär Kurt Egger im APA-Interview sagt. Bei der Senkung der Körperschaftsteuer rät Egger der Regierung zu "Mut" und wünscht sich auch eine Senkung der AK-Umlage.

Insgesamt will die Regierung für die Steuerreform 4,5 Mrd. Euro locker machen - im ersten Schritt sind 2020 geringere Sozialversicherungsbeiträge für Geringverdiener geplant (Kostenpunkt: 700 Mio. Euro) sowie weitere kleinere Maßnahmen im Ausmaß von 300 Mio. Euro. Niedrigere Lohn- und Einkommensteuern sollen erst 2021 folgen, eine niedrigere Körperschaftsteuer auf Unternehmensgewinne 2022.

Der Wirtschaftsbund drängt nun parallel zu den 2020 geplanten Maßnahmen für Geringverdiener auch auf die Entlastung kleiner Unternehmer. Dazu zählen neben der schon angekündigten Erleichterung der Steuerpauschalierung (bis 35.000 Euro statt bisher 30.000 Euro Umsatz) auch bessere Absetzmöglichkeiten: "Geringfügige Wirtschaftsgüter" sollen bis 1.000 Euro (bisher 400 Euro) sofort abgesetzt werden können, statt über mehrere Jahre verteilt. Die Absetzbarkeit von Arbeitszimmern will der Wirtschaftsbund erleichtern.

Wer derzeit ein Arbeitszimmer von der Steuer absetzen will, muss dafür einen klar abgegrenzten Raum seiner Wohnung zweckwidmen. Egger will, dass künftig auch Arbeitsbereiche im Wohnzimmer oder in der Küche geltend gemacht werden können. Aus Sicht des Wirtschaftsbund-Generalsekretärs wäre das ein deutliches Signal an ein verändertes Unternehmertum. "Viele Einzelunternehmer können sich kein ein eigenes Bürozimmer leisten sondern nutzen den Wohnbereich für die Arbeit. Hier muss das Gesetz der Realität entsprechen", betont Egger. Und die 400 Euro-Wertgrenze für "geringfügige Wirtschaftsgüter" sei überhaupt seit der Euro-Einführung unverändert.

Bei der Senkung der Körperschaftsteuer wünscht der ÖVP-Wirtschaftsbund eine Senkung auf 19 Prozent. Das würde zwar mehr als die avisierte eine Mrd. Euro kosten, räumt Egger ein. Er verweist aber darauf, dass der Steuerausfall schon bei der schwarz-blauen Senkung der Gewinnsteuern 2005 durch Betriebsansiedlungen kompensiert wurde: "Vielleicht sollte man den Mut haben, das anzugehen, weil man bei der letzten KöSt-Senkung gesehen hat, dass sich das durchaus rechnet, weil der Unternehmensstandort attraktiviert wird." Parallel dazu sollte auch der Gewinnfreibetrag für Einzelunternehmer steigen - auf 15 Prozent bis 50.000 Euro Jahresgewinn (statt 13 Prozent bis 30.000 Euro). Kosten würde das laut Wirtschaftsbund etwa 100 Mio. Euro.

Egger plädiert auch für eine Senkung der Arbeiterkammer-Umlage. Die Wirtschaftskammer habe ihre Beiträge schon mehrmals gesenkt, so Egger: "Wir sind da mit gutem Beispiel vorangegangen." Dass die AK bereits angekündigt hat, bei gleichbleibenden Beiträgen das Service verbessern zu wollen, lässt Egger nicht gelten: "Ich bin für eine Umlagensenkung, weil man damit die Mitglieder entlastet." "Verwundert" reagiert der Wirtschaftsbund-Generalsekretär auf Kritik von Arbeitnehmervertretern an der Sozialversicherungsreform - konkret daran, schon in der ersten Sitzung der neuen Gremien mit türkis-blauer Mehrheit überstimmt worden zu sein.

Die SPÖ kritisierte die Forderung aus der ÖVP nach einer Senkung der Arbeiterkammer-Umlage scharf. Die Türkisen wollen die Arbeitnehmer-Interessensvertretung schwächen, weil ihnen das Ergebnis der AK-Wahl nicht gefallen habe, kommentierte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda gegenüber der APA.

Die AK-Wahlen brachten teils kräftige Zuwächse für die sozialdemokratischen Gewerkschafter. Die FSG hält 60,48 Prozent der Stimmen. "Die Menschen wissen offenkundig wer in Zeiten der schwarz-blauen Regierung für ihre Rechte eintritt und ihre Interessen vertritt. Die Forderung nach einer finanziellen Schwächung der Arbeiterkammern kann nur als Angriff auf die Interessen der Menschen gewertet werden", so Drozda.

Der SPÖ-Bundesgeschäftsführer erkennt bei der ÖVP ein "Muster". Diese wolle nach Verlusten für die Christlichen Gewerkschafter, die 18,56 Prozent österreichweit erreichte, einerseits den Wahlmodus ändern, wie dies Klubobmann August Wöginger gemacht habe und gleichzeitig eine finanzielle Schwächung der Interessensvertretung, wie jetzt vom Wirtschaftsbund gefordert.

AK-Direktor Christoph Klein wies die Forderung des Wirtschaftsbunds nach einer Senkung der AK-Umlage ebenfalls zurück. Für Klein ist es "selbsterklärend", was Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger mit seinen heutigen Aussagen will: "Eine Schwächung der Arbeitnehmer und gleichzeitig Geschenke für die Wirtschaft."

Die Wirtschaftskammer hat doppelt so viel Geld wie die AK, obwohl die AK die siebenfache Anzahl an Mitgliedern hat, so Klein. "Die Arbeiterkammer ist den Mitgliedern verpflichtet - sonst niemandem. Statt zu kürzen, hat die AK jetzt ihre Leistungen für die Mitglieder im Gegenwert von 150 Millionen Euro ausgebaut."

Übrigens zahle die Wirtschaft keinen Cent zur AK Umlage - sie werden ausschließlich von den Mitgliedern gezahlt, so Klein. "Für die Aussagen des Generalsekretärs gibt es also offensichtlich keinen Grund außer der Schwächung der AK."

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