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Ukraines Weizenexport dürfte heuer nicht völlig einbrechen

Der Weizenexport der Ukraine dürfte trotz des Überfalls Russlands nicht völlig zusammenbrechen, jedoch um die Hälfte abnehmen, wie aus neuen Daten des US-Agrarministeriums hervorgeht. Bessere Ernteaussichten in den USA und vor allem in Kanada könnten den Ausfall kompensieren. Auf globaler Ebene bleibt die Versorgungslage aber dennoch angespannt. Inzwischen kostet eine Tonne Weizen auch bei Lieferung im Dezember über 400 Euro, ein Anstieg über zehn Prozent binnen eines Monats.

Weizen ist auch ein wichtiges Futtermittel
Weizen ist auch ein wichtiges Futtermittel

"Auf globaler Ebene rechnet das US-Landwirtschaftsministerium heuer mit einer um fast ein Prozent geringeren Weizenernte verglichen mit vorigem Jahr. Da die Weltbevölkerung gemäß UN-Projektionen jedoch etwa im selben Maß zunehmen wird, verschärft sich in vielen Ländern die Gefahr des Hungers der Menschen", fasste Wifo-Agrarökonom Franz Sinabell gegenüber der APA die Zahlen des Mai-Reports zusammen.

Für Deutschland und Frankreich, wo zuletzt ebenso wie zuvor in Indien Dürreschäden gemeldet wurden, gibt der Bericht vorerst Entwarnung. In der EU dürfte die Ernte dank einer leichten Flächenausweitung nur um etwas mehr als ein Prozent abnehmen. Für Indien erwarten die Amerikaner derzeit keinen massiven Ernteverlust, sondern ebenfalls nur eine Abnahme von einem Prozent, jedoch dürften die Lagervorräte deutlich sinken. In Nordafrika dürfte die Ernte heuer um 16 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr.

Der Krieg in der Ukraine trieb die Getreidepreise weltweit extrem nach oben. In Deutschland legten die Einfuhrpreise laut Reuters im März um 53,6 Prozent zum Vorjahresmonat zu, wie das deutsche Statistikamt am Freitag mitteilte. "Eine höhere Veränderungsrate hatte es zuletzt im Mai 2011 gegeben", hieß es. Damals betrug das Plus sogar 74 Prozent, als es unter anderem wetterbedingt Ernteausfälle gab. Die Steigerungen ziehen sich durch alle Getreidearten: Weizen etwa kostete 65,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Gerste, Roggen, Hafer ebenfalls. Mais verteuerte sich mit 37,4 Prozent nicht ganz so stark.

"Die Preise für importiertes Getreide haben sich allerdings bereits vor dem Ukraine-Krieg deutlich verteuert", erklärten die Statistiker. Seit Jänner 2021 lag der Aufschlag demnach durchwegs im zweistelligen Bereich. "Die Gründe für den Preisanstieg sind vielfältig: eine hohe weltweite Nachfrage und ein verknapptes Angebot aufgrund schlechter Wetterbedingungen in wichtigen Anbauländern wie den USA, Kanada, Australien oder Südamerika, hohe Düngemittelpreise und steigende Transport- und Energiekosten", so das deutsche Bundesamt. "Der Ukraine-Krieg hat den Preisanstieg noch zusätzlich verstärkt."

So stecken in der Ukraine nach Angaben der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) knapp 25 Millionen Tonnen Getreide fest. "Es ist eine nahezu groteske Situation, die wir im Moment in der Ukraine sehen", sagte FAO-Experte Josef Schmidhuber. Die Getreidemenge könnet eigentlich exportiert werden, "kann aber das Land nicht verlassen, einfach wegen der fehlenden Infrastruktur und der Blockade der Häfen".

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