Hackeln bis zum Umfallen - mit dieser Einstellung könne die junge Generation nichts mehr anfangen, sagt die Autorin Lena Marie Glaser im SN-Bildungstalk. In ihrem Buch "Arbeit auf Augenhöhe" blickt sie auf die Arbeitswelt der Zukunft und ortet einen Paradigmenwechsel, ja gar eine "New-Work-Revolution".
"Viele fühlen sich am Arbeitsplatz nicht gesehen und nicht gehört"
Unter New Work versteht die Wienerin nicht nur Maßnahmen wie Homeoffice oder eine Viertagewoche. Es gehe auch um ein neues Miteinander, das von Wertschätzung und Teilhabe geprägt ist: "Viele fühlen sich am Arbeitsplatz nicht gesehen und nicht gehört. Sie haben das Gefühl, dass über sie hinweg bestimmt wird und sie nicht mitreden können. Ich wünsche mir eine Arbeitskultur, in der die Leute mitgestalten können."
Positive Beispiele gebe es bereits viele: "Unternehmen, die authentisch vermitteln, dass alle an einem Strang ziehen, haben auch kein Problem, Personal zu finden." Fest stehe aber auch: Die junge Generation stelle ganz neue Anforderungen an Führungskräfte: "Die Jungen wollen von ihren Chefinnen und Chefs weniger Kontrolle, dafür mehr Coaching und Begleitung - nicht von oben herab, sondern eben auf Augenhöhe."
Ein Viertel will Job wechseln
Laut einer Erhebung der Arbeiterkammer will aktuell ein Viertel aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer den Job wechseln. Lena Marie Glaser kennt diese tiefe Unzufriedenheit aus eigener Erfahrung. Sie war Juristin im Ministerium. Um ihre gut bezahlte und sichere Position haben sie viele beneidet, doch irgendwann habe sie keine Perspektiven mehr gesehen, keine Chance, sich weiterzuentwickeln: "Ich war nur mehr erschöpft, habe mich jeden Tag in die Arbeit geschleppt. Ich habe mich dann gefragt: Wie will ich die nächsten 30 Jahre arbeiten? Die Antwort war: So sicher nicht."
Seit ihrer Kündigung erforscht Glaser die Arbeitswelt der Zukunft und berät Unternehmen. Längst weiß sie, dass es vielen anderen aus der Generation der Millennials ähnlich geht. "Arbeit ist für die Jungen nicht mehr die Priorität Nummer eins. Vielmehr muss sie im Einklang mit ihren anderen Interessen stehen." Ältere Generationen würden sich das vielleicht auch wünschen, "doch die Jungen sind da oft viel selbstbewusster und fordern das stärker ein."
"Quiet Quitting": Bei Unzufriedenheit droht die stille Kündigung
Doch hält die Wirtschaft das überhaupt aus, wenn alle weniger arbeiten wollen? Für Glaser bedeutet New Work nicht weniger Effizienz: "Ich habe das Gefühl, das Argument wird oft vorgeschoben, um gar nichts zu verändern."
Glaubenssätze wie "Arbeit muss wehtun" seien nicht mehr zeitgemäß. Will man die Jungen im Unternehmen halten, müsse man umdenken. Ansonsten komme es zu einem weitverbreiteten Phänomen, das sich "Quiet Quitting" nennt, also stille Kündigung. Anstatt wirklich zu kündigen, wird dann nur mehr das Nötigste gemacht. Heißt im Klartext: Dienst nach Vorschrift.