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Auch Homeoffice kann krank machen

Wenige Tage vor dem Tag der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz warnt die Internationale Arbeitsagentur vor neuen Risiken.

Der Kontakt zu den Kollegen fehlt
Der Kontakt zu den Kollegen fehlt

Mit dem Laptop daheim zu arbeiten kann praktisch sein - spart man doch den Weg ins Büro oder kann nebenher Kleinigkeiten im Haushalt erledigen. Aber für die Gesundheit ist Tele- oder Heimarbeit nicht immer gut, nicht nur, dass der Küchentisch oder das Sofa nicht den ergonomischen Ansprüchen des Arbeitsplatzes im Büro entsprechen. Angesichts der sich rasant wandelnden Arbeitswelt brauche es parallel dazu neue Anstrengungen im Arbeitsschutz, fordert Manal Azzi, Experte für Arbeitsschutz bei der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf.

Technologischer Wandel, Demografie, veränderte Arbeitsweisen und Umweltbedingungen schafften neue Herausforderungen für den Arbeitsschutz, heißt es in einem aktuellen Bericht, den die ILO im Vorfeld des Tages der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April veröffentlicht hat. Dazu zählen Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie Stress und psychosoziale Risiken. Behörden, Unternehmen und Arbeitnehmervertreter müssten diese neuen Risiken untersuchen und die Standards, wo nötig, verbessern.

Die zunehmende Flexibilität in vielen Jobs durch Teilzeit oder Werkverträge, Tele- oder Heimarbeit, erlaube zwar mehr Menschen, in die Arbeitswelt einzusteigen, könne jedoch auch zu mehr Unsicherheit und fehlender Abgrenzung zwischen Beruf und Freizeit führen. Wer im Homeoffice werkt, könnte sich dort isoliert fühlen, weil der Kontakt zu den Kollegen fehlt, stellen die ILO-Experten fest. Oder die Betroffenen leiden darunter, das Arbeit und Privat immer weniger klar getrennt sind.

Was auch drohe, sei mangelnder sozialer Schutz oder viel zu lange Arbeitszeit. Eine Studie der gewerkschaftsnahen deutschen Hans-Böckler-Stiftung hat erst Anfang März festgestellt, dass sowohl Männer als auch Frauen im Homeoffice mit zusätzlichem Arbeitseinsatz auf die neuen Freiheiten reagieren und am heimischen Schreibtisch mehr Überstunden als sonst machen.

In Österreich ist Arbeit von zu Hause nach wie vor nicht sehr verbreitet. Nach Zahlen der Statistik Austria arbeiten 3,7 Prozent der Beschäftigten hierzulande teils zu Hause, teils im Büro. Vorstöße wie in Deutschland, wo vor einigen Wochen Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ein Recht auf Homeoffice festschreiben wollte, gibt es bis dato nicht. Auch in Deutschland ist Tele-Arbeit laut Nachrichtenagentur dpa weniger üblich als in den Niederlanden oder Dänemark. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kam kürzlich zum Schluss, dass 40 Prozent der Beschäftigten in Deutschland auch in den eigenen vier Wänden arbeiten könnten.

Zusätzlichen Stress könnten mitunter auch neue smarte Technologien auslösen, so die ILO. Geräte, die am Körper getragen werden, um etwa Ermüdungserscheinungen zu messen oder die Qualität der Luft, in der jemand arbeiten muss, könnten zwar helfen, die Sicherheit zu verbessern. Aber Mitarbeiter bekämen dadurch unter Umständen das Gefühl, die Autonomie über ihre Arbeit zu verlieren, warnen die Experten.

Auch der rasante Anstieg von Industrierobotern bringt nach Angaben der ILO neue Risiken mit sich. Roboter erleichterten zwar die Arbeit, etwa weil sie schwere Lasten höben. Gleichzeitig bestehe aber die Gefahr von Arbeitsunfällen im Kontakt mit diesen Maschinen.

In Summe werden nach ILO-Angaben jedes Jahr rund 374 Millionen Menschen weltweit durch die Arbeit krank oder verletzen sich bei Arbeitsunfällen. Jeden Tag sterben nach Schätzungen 6500 Menschen an Krankheiten, die durch ihre Arbeit verursacht wurden, und rund 1000 Menschen kommen bei Arbeitsunfällen um.

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