Auch die Bauwirtschaft erwies sich gegen Jahresende als Bremsklotz für die Konjunktur. "Im Vorfeld des Brexit zeichnet sich insbesondere bei den Investitionen die Unsicherheit der Unternehmen ab. Selbst wenn es einen Kompromiss geben sollte, werden wir weitere deutliche Bremsspuren im Jahresverlauf sehen", warnte NordLB-Experte Stefan Große.
Die Investitionen gingen im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,7 Prozent zurück. So stark waren sie seit Anfang des Jahrzehnts nicht mehr gesunken, als sich das Vereinigte Königreich gerade aus der Rezession löste. Im gesamten Jahr 2018 fiel das Plus beim BIP mit 1,4 Prozent auf das niedrigste Niveau seit 2012. Dennoch hält Finanzminister Philip Hammond die Wirtschaft für "fundamental stark".
Laut Handelsminister Liam Fox ist die Verlangsamung des Wachstums nicht allein auf den heraufziehenden Brexit zurückzuführen. Vielmehr spielten Faktoren wie die Konjunkturabkühlung in China eine Rolle, die auch andere europäische Staaten spürten, so der Minister bei einem Besuch in der Schweizer Hauptstadt Bern.
Dazu passt, dass das Weltwirtschaftsklima so schlecht ist wie seit über sieben Jahren nicht mehr. Das Barometer sank im ersten Quartal 2019 auf minus 13,1 Punkte von zuvor minus 2,2 Zählern, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner vierteljährlichen Umfrage unter fast 1.300 Experten aus 122 Ländern mitteilte. "Die Weltkonjunktur schwächt sich zunehmend ab", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Auch in Großbritannien stehen die Zeichen auf Abschwung: Die dortige Notenbank rechnet für 2019 wegen der Brexit-Unsicherheiten nur noch mit einem Wachstum von 1,2 Prozent. Damit steuert die Wirtschaft auf der Insel auf das geringste BIP-Plus seit der Finanzkrise vor zehn Jahren zu. Großbritannien will die EU Ende März verlassen. Ob es zu einem geregelten Austritt kommt oder zu einem sogenannten harten Brexit ist aber noch immer unklar.
Von einem ungeordneten Brexit könnten laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in Deutschland mehr als 100.000 Arbeitskräfte betroffen sein, allein 15.000 Beschäftigte in der Autoindustrie. Dabei sind laut IWH Entlassungen nur eine von mehreren Möglichkeiten. Wegen des Fachkräftemangels könnten Betriebe auch versuchen, ihr Personal zu halten, indem sie beispielsweise Kurzarbeit ansetzen oder neue Absatzmärkte erschließen.