Die japanische Regierung stuft die Ausreise des früheren Automanagers Carlos Ghosn als kriminelle Tat ein. Es sei ein "Verbrechen, da er das Land mit illegalen Methoden verlassen hat", sagte Justizministerin Masako Mori am Montag in Tokio. Der ehemalige Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi stand in Japan unter Anklage, war aber auf freiem Fuß.

Am 29. Dezember flüchtete er in den Libanon. Mori nannte den Vorgang "zutiefst bedauerlich". Auf seiner Flucht nahm Ghosn offenbar den Schnellzug von Tokio nach Osaka im Westen des Landes. Er sei in Begleitung mehrerer Menschen gewesen, die aber noch nicht von der Polizei identifiziert worden seien, berichtete der japanische Fernsehsender NTV. Die Polizei analysiere gerade die Videoaufnahmen, berichtete die Zeitung "Yomiuri Shimbun".
In Osaka sei Ghosn am 29. Dezember abends angekommen. Dort sei er in ein Taxi gestiegen und zu einem Hotel in der Nähe des Flughafens Kansai gefahren. Von dort flog Ghosn vermutlich mit einer Zwischenlandung in Istanbul nach Beirut, wo er sich seit vergangenem Montag aufhält.
Der frühere Konzernchef war am 19. November 2018 in Tokio wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 wurde er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft in Japan entlassen. Unter anderem wurde ihm verboten, das Land zu verlassen. Ghosn hat die französische, die brasilianische und die libanesische Staatsangehörigkeit.
Der 65-Jährige begründete seine Flucht damit, dass ihm die japanische Justiz grundlegende Rechte verwehrt, das Prinzip der Unschuldsvermutung ignoriert und gegen internationale Abkommen verstoßen habe. "Ich bin dem Unrecht und politischer Verfolgung entkommen", teilte er mit.
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