Russland war vor dem Ukraine-Krieg der mit Abstand größte Exporteur fossiler Brennstoffe. Längerfristig führt der Krieg jedoch dazu, dass die Ära des schnellen Wachstums der russischen Gasnachfrage zu Ende geht. Die IEA prognostiziert, dass der russische Anteil bis 2030 von etwa 20 Prozent im Vorjahr auf 13 Prozent sinken werde. Allerdings müssen die fossilen Brennstoffe aus Russland ersetzt werden. Vor allem für die EU-Länder bedeutet dies, dass der Winter 2022/23 schwierig werden könne - und dass sich die Situation im Winter 2023/24 womöglich weiter zuspitze, teilt die IEA in ihrem Bericht mit.
Erstmals in ihren Prognosen sieht die IEA unter Einbeziehung der aktuellen politischen Rahmenbedingungen die weltweite Nachfrage nach fossilen Brennstoffen auf einen Spitzenwert zusteuern. Die weltweiten Emissionen fossiler Brennstoffe sollen demnach 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Denn die Kohlenutzung soll in den nächsten Jahren zurückgehen, die Erdgasnachfrage bis 2030 auf einem Plateau verharren. Und durch die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen werde die Ölnachfrage Mitte der 2030er-Jahre abflachen, bevor sie 2050 sinke.
In den stärker klimabezogenen Szenarien des "World Energy Outlook" kommt es viel früher und schneller zu einem Rückgang beim Einsatz von fossilen Brennstoffen. Seit der industriellen Revolution stieg der weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe parallel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Umkehrung dieses Anstiegs wird in der Prognose daher als entscheidender Moment in der Energiegeschichte gesehen. Demnach sinkt der Anteil der fossilen Brennstoffe am Energiemarkt bis 2050 von 80 Prozent auf 60 Prozent.
Im dritten Szenario der IEA werden die Wachstumsraten für den Ausbau der erneuerbaren Energie beibehalten. In diesem Fall würden die Produktionskapazitäten für Photovoltaik die geplanten Anlagen um 75 Prozent übertreffen, bei der Wasserstofferzeugung läge der Kapazitätsüberschuss bei 75 Prozent.