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Infineon und AMD schrauben im KI-Bereich ihre Erwartungen nach oben

Die Chiphersteller erwarten im KI-Boom Milliardenumsätze. Aktuell bleibt der Automotive-Sektor für Infineon das Sorgenkind. Auch bei der Ausrüstung im Bereich der erneuerbaren Energien lief es heuer bisher nicht so gut.

KI soll Chiphersteller glänzen lassen.
KI soll Chiphersteller glänzen lassen.

Der deutsche Chiphersteller Infineon, der mit Tochterunternehmen auch in Österreich produziert, beendet ein schwieriges Geschäftsjahr mit sinkenden Gewinnen. Gleichzeitig hofft man auf den KI-Boom. Unter dem Strich verdiente der Halbleiterhersteller von Oktober 2024 bis September 2025 gut 1 Milliarde Euro, rund 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch der Umsatz sank leicht, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. „Das Jahr war geprägt von einer anhaltenden Schwäche in der Mehrzahl unserer Zielmärkte“, sagt Konzernchef Jochen Hanebeck. Angesichts der Herausforderungen sei das Ergebnis aber „durchaus respektabel“.

Vor allem im Geschäft mit Halbleitern für erneuerbare Energien lief es schlecht, aber auch der größte und lange Zeit starke Bereich Automotive schwächelte. Hier bekommt Infineon die Krise der Automobilindustrie zu spüren. Zudem drückte der schwache Dollar auf die Geschäfte.

Infineon-Konzernchef Jochen Hanebeck am Mittwoch in München.
Infineon-Konzernchef Jochen Hanebeck am Mittwoch in München.

Dennoch betont Konzernchef Jochen Hanebeck, dass Infineon die Erwartungen trotz herausfordernder Rahmenbedingungen erfüllt habe und blickt optimistischer nach vorne. „Für das Geschäftsjahr 2026 erwarten wir ein moderates Wachstum“, sagt er. Das Marktumfeld bleibe allerdings uneinheitlich.

KI-Boom treibt und soll weitergehen

Positiv sieht es dabei vor allem bei Stromversorgungslösungen für KI-Rechenzentren aus. In diesem sehr schnell wachsenden Geschäft hebt Infineon auch seine Prognose an. 2025 hatte es noch mehr als 700 Millionen Umsatz beigetragen. 2026 sollten es ursprünglich rund 1 Milliarde werden, nun erhöhte Hanebeck diesen Wert auf 1,5 Milliarden und sieht weiteres starkes Wachstumspotenzial. Der Markt werde bis Ende des Jahrzehnts auf 8 bis 12 Milliarden Euro wachsen. Aktuell hat Infineon nach eigenen Aussagen hier 30 bis 40 Prozent Anteil. Das Unternehmen will diesen Wert halten. Ganz grob errechnet sich daraus eine Bandbreite von 2,4 bis 4,8 Milliarden Euro.

Autoindustrie bestellt zu kurzfristig

Für die Autoindustrie sieht Hanebeck dagegen weniger Aufwind. Hier seien die Wachstumsimpulse noch verhalten. „Viele Kunden fahren auf Sicht und bestellen kurzfristig“, sagte er. Zudem befürchtet er, dass viele Kunden hier zum Jahresende ihre Bestände noch einmal zurückfahren werden – auf dann nicht mehr nachhaltige Niveaus.

Gerade angesichts der jüngsten Verwerfungen um den Chiphersteller Nexperia sieht er dies kritisch. Es habe sich wieder einmal gezeigt, dass Halbleiter keine Just-in-time-Produkte seien, sagte er. Stattdessen wäre es sinnvoll, wenn alle Beteiligten bei den Beständen Puffer hätten. Infineon habe beispielsweise Bestände, die für rund 30 Tage mehr reichten, als eigentlich das eigene Bestandsziel sei, auch wenn dies rund 1 Milliarde Euro an Kapital binde.

AMD-Konzernzentrale in Sunnyvale, Kalifornien.
AMD-Konzernzentrale in Sunnyvale, Kalifornien.

Hohe Erwartungen im KI-Boom hat auch der US-Chipkonzern AMD (Advanced Micro Devices). Er rechnet bis 2030 mit einem Anstieg der Nachfrage nach seinen Rechenzentrums-Chips auf 1 Billion Dollar (863,9 Mrd. Euro). Vor allem Künstliche Intelligenz (KI) werde dieses Wachstum antreiben, sagte Firmenchefin Lisa Su diese Woche auf einer Veranstaltung für Analysten in New York. „Es steht außer Frage, dass Rechenzentren die größte Wachstumschance überhaupt sind und AMD dafür sehr, sehr gut aufgestellt ist.“

Für die nächsten drei bis fünf Jahre erwartet der Chipkonzern ein jährliches Wachstum von 35 Prozent für das Gesamtgeschäft und 60 Prozent für die Rechenzentrensparte. Der Gewinn je Aktie soll in diesem Zeitraum auf 20 Dollar (17,28 Euro) steigen. AMD versucht damit, im boomenden Geschäft mit KI-Chips zum Konkurrenten Nvidia aufzuschließen, der bisher den Markt dominiert. Im Geschäft mit klassischen Prozessoren (CPU) konnte AMD zuletzt stetig dem Konkurrenten Intel Marktanteile abjagen.

Um im KI-Bereich aufzuholen, plant AMD 2026 die Einführung einer neuen Generation von KI-Chips und will zudem durch die Übernahme von Softwarefirmen seine Kompetenzen ausbauen. Im Oktober wurde ein mehrjähriger Vertrag mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI geschlossen. Dieser soll AMD über vier Jahre mehr als 100 Mrd. Dollar an neuen Einnahmen bringen.

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