SN.AT / Wirtschaft / Welt / Wirtschaft

Mozzarella "made in Britain" ist dank Brexit auf dem Siegeszug

Kunden im Königreich schwenken wegen bevorstehendem EU-Austritt bereits zunehmend auf heimische Produkte um.

Briten kommen auf den Geschmack von lokal erzeugtem Mozzarella.
Briten kommen auf den Geschmack von lokal erzeugtem Mozzarella.
Mozzarella-Produktion im britischen Laverstoke.
Mozzarella-Produktion im britischen Laverstoke.
Blick in die Produktionskette.
Blick in die Produktionskette.
Wasserbüffel grasen in Laverstoke
Wasserbüffel grasen in Laverstoke

Mozzarella "made in Britain" schafft es immer öfter auf britische Teller. Die Hersteller profitieren von der Unsicherheit rund um den anstehenden Brexit - denn viele Abnehmer schwenken auf heimische Produkte um. Langfristig wollen die britischen Produzenten der weißen Käsekugeln das italienische Original vom Gourmetthron stoßen.

"Der Unterschied zum italienischen Mozzarella? Unserer ist besser!" So spricht Jody Scheckter, ehemaliger Rennfahrer und heutiger Bio-Bauer. Der 69-Jährige betreibt in Laverstoke im englischen Hampshire einen tausend Hektar großen Hof und verwöhnt dort seine Wasserbüffel. Sie grasen frei auf Wiesen voller Kräuter und Klee und im Winter bekommen sie Massagen von einer riesigen drehbaren Bürste.

Ex-Rennfahrer ist als Bio-Produzent auf der Überholspur

Scheckter produziert seit zehn Jahren Mozzarella, er hat es auch mit Blauschimmel, Brie, Gouda und Cheddar probiert - bis er sich irgendwann auf die weichen weißen Kugeln spezialisierte, wegen der "massiven Nachfrage". Mittlerweile produziert der Bauer jährlich 150 Tonnen Bio-Mozzarella. Abnehmer sind etwa die Supermarktkette Waitrose und die Fastfoodkette Pret A Manger, die Sandwiches mit dem Büffelmozzarella belegt.


Ganz zu Beginn war es eine Herausforderung, den britischen Gaumen an den heimischen Mozzarella zu gewöhnen. "Am Anfang war es schwer, denn mein Mozzarella ist frisch, und die meisten Menschen in England hatten nie frischen Mozzarella probiert", erzählt Scheckter. Die Milch der Büffel ist reich an Protein und Calcium, noch am selben Tag der Herstellung können die geformten Kugeln verspeist werden. Importierter italienischer Mozzarella aus dem Supermarkt ist hingegen mehrere Tage alt.



Wenige Wochen vor dem geplanten EU-Austritt Großbritanniens gibt es noch immer kein Abkommen über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen - doch Scheckter ist optimistisch: Potenzielle Neukunden hätten bereits angefragt, "das Interesse ist da". Derzeit kommt rund ein Drittel der in Großbritannien verspeisten Lebensmittel aus dem Rest der EU - die Industrie reagiert entsprechend. Einige füllen die Lagerbestände auf, andere schwenken auf heimische Produkte um.

Export in 30 Länder

So entschied sich die Restaurantgruppe Azzurri, ihren Bedarf an 650 Tonnen Mozzarella im Jahr mit britischem statt italienischem Käse zu stillen. Künftig werden die Lokale von Glanbia Cheese beliefert, einem der größten Mozzarella-Produzenten Europas. "Wir haben Blindverkostungen gemacht und der britische Mozzarella hat gewonnen", erzählt Kathryn Turner von Azzurri. "Er hatte eine bessere Konsistenz und war viel cremiger." Außerdem sei es ein lokales Produkt.

Glanbia Cheese exportiert seinen Käse in über 30 Länder weltweit - und expandiert derzeit kräftig. Zu den zwei Produktionsstätten in Wales und Nordirland soll eine weitere in Irland kommen. Sie soll jährlich 45.000 Tonnen Mozzarella produzieren. Der Brexit sei "nicht der einzige Grund" für die Entscheidung für Glanbia Cheese gewesen, sagt Turner. Aber er habe durchaus eine Rolle gespielt.

WIRTSCHAFT-NEWSLETTER

Abonnieren Sie jetzt kostenlos den Wirtschaft-Newsletter der "Salzburger Nachrichten".

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)