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Tesla darf Werk bauen und will Auflagen rasch erfüllen

Trotz zahlreicher Proteste hat Tesla die endgültige Baugenehmigung für seine Autofabrik im brandenburgischen Grünheide erhalten. Damit kann der weltgrößte Elektroautobauer aus dem Silicon Valley unter Auflagen sein erstes Werk in Europa in Betrieb nehmen. Diese Auflagen will Tesla innerhalb von zwei Wochen erfüllen. Dazu gehören etwa die Messung der Luftqualität und ein Konzept zur Verhinderung von Störfällen.

Tesla darf Werk in Deutschland bauen
Tesla darf Werk in Deutschland bauen

"Die zwei Wochen, das ist ein Zeitrahmen, den sich Tesla selber vorgenommen hat", sagte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Freitag in Potsdam. Damit könnte Tesla - falls die Voraussetzungen erfüllt und abgenommen werden - schon bald die ersten Autos aus Brandenburg vom Band rollen lassen. Das Landesumweltamt hatte den Bau der Fabrik genehmigt, der über mehrere vorzeitige Zulassungen weitgehend abgeschlossen ist.

"Der heutige Tag, der 4. März, ist für Brandenburg ein großer Schritt in die Zukunft", sagte der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke bei einer Pressekonferenz in Potsdam. Damit erfolgt die Bekanntgabe nahezu zeitgleich zur erwarteten Ankündigung von Europas größtem Autobauer Volkswagen, am Stammsitz in Wolfsburg eine Elektroautofabrik hochzuziehen, die den Dax-Konzern näher an den enteilten US-Konkurrenten heranbringen soll. Während VW die ersten Trinity-Wagen 2026 produzieren will, dürften in Grünheide noch heuer die ersten Model Y ausgeliefert werden.

Erst im November 2019 hatte Tesla-Chef Elon Musk seine Pläne für eine "Giga-Factory" öffentlich gemacht und seither auf eigenes Risiko vor den Toren Berlins für fast sechs Milliarden Euro ein riesiges Werkhallennetz hochgezogen. Kritiker versuchten, den US-Konzern mit Klagen, Protesten und Einwendungen zu stoppen. Umweltverbände und Bürgervereinigungen fürchten die Auswirkungen auf die Wasserversorgung, Tier- und Pflanzenwelt sowie die Lärmbelästigung durch die Mega-Fabrik. Musk hat den Fabrikbau eng begleitet, ist mehrmals angereist und hat sogar um die Gunst der Anrainer bei einem "Gigafest" Anfang Oktober geworben. Woidke freute sich sichtlich über den Zuschlag. Man werde erst in einigen Jahren, Jahrzehnten sehen, wie bedeutend er sei.

Ursprünglich war bereits ein Start im Sommer 2021 geplant gewesen. Da Tesla aber neben dem Autowerk auch eine Batteriefabrik errichtet, mussten die Anträge geändert werden - auch um letztlich Rechtssicherheit zu haben. Ziel der US-Amerikaner ist es, in Grünheide jährlich 500.000 Wagen vom SUV-Model Y herzustellen und 500 Millionen Batteriezellen, was einer Produktionsmenge von 50 Gigawatt pro Jahr entspricht. Allerdings dürfte es eine Weile dauern, bis das Werk seine volle Auslastung erreicht und bis es überhaupt losgeht. Denn Tesla muss unter anderen 113 Auflagen zur Luftreinhaltung und 96 Auflagen zum Trinkwasserschutz erfüllen, bevor der reguläre Betrieb starten kann. Zudem wird der Genehmigungsbescheid nun zwei Wochen zur Einsichtnahme ausgelegt und danach gibt es noch eine Frist von einem Monat, innerhalb derer Widersprüche erhoben werden können.

Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erhofft sich einen Schub für den Arbeitsmarkt durch die 740 Hektar große Neuansiedlung im Landkreis Oder-Spree. Erst dadurch wüssten nun viele, wo Brandenburg im Atlas zu finden sei. "Urplötzlich kennt man uns", sagte er am Freitag. Perspektivisch könnten bei Tesla bis zu 40.000 Beschäftigte arbeiten, hieß es in der Vergangenheit. Zunächst sollen es 12.000 sein. Weitere Jobs könnten bei Zulieferern entstehen, die sich in der Nähe zum Tesla-Werk ansiedeln könnten. Der Chef der zuständigen Arbeitsagentur in Frankfurt/Oder, Jochem Freyer, rechnet jedenfalls mit positiven Effekten: "Tesla kann sehr vielen Menschen aus Berlin und Brandenburg eine Beschäftigungsmöglichkeit bieten. Etwa 300 Arbeitslose haben wir schon vor dem Produktionsstart vermittelt. Für die gesamte Region kann das Werk ein Booster werden, der die Wirtschaft diversifiziert, voran bringt und auswärtige Fachkräfte anzieht."

Brandenburg hat nach Angaben von Umweltminister Axel Vogel bei der Genehmigung der neuen Tesla-Fabrik bei Berlin besonders auf ein hohes Schutzniveau für Umwelt und Wasser geachtet. Wichtig sei gewesen, rechtssicher zu entscheiden, sagte der Grünen-Politiker am Freitag in Potsdam. "Das war eine Mammutaufgabe."

Der Genehmigungsbescheid der Landesbehörden für den US-Autobauer umfasse 536 Seiten zuzüglich 23.700 Seiten Anlagen - 66 Aktenordner oder die Ladung eines Kleinlastwagens, wie Vogel sagte. Einwände von mehr als 800 Personen und Organisationen seien geprüft worden. Die am Freitag erteilte Genehmigung sei mit mehr als 400 Auflagen verbunden worden, fügte der Umweltminister hinzu.

Inzwischen setzt auch der deutsche Konkurrent Volkswagen mit dem erwarteten "Trinity"-Werk zum Sprung in eine neue Zeitrechnung an. Ziel der Wolfsburger ist es, den Elektrowagen-Pionier aus den USA in den nächsten Jahren zu überholen und größter Anbieter von E-Autos zu werden. Trinity soll für drei Dinge stehen: Eine komplett neue Fahrzeugarchitektur, die Absicht, die automatisiertes Fahren für eine breite Kundschaft zugänglich zu machen, und eine vollvernetzte, automatisierte Fertigung. Ziel ist, wie Tesla ein Auto in etwa zehn Stunden zu bauen. Derzeit braucht VW dafür in seinem E-Autowerk in Zwickau etwa drei Mal so lange.

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