Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer erklärte zuvor in einem Interview des TV-Senders CNBC, im Rahmen des Abkommens werde die Schweiz Fertigungsprozesse in die Vereinigten Staaten verlagern und ihren Handelsüberschuss gegenüber den USA verringern. Das Abkommen betreffe auch die Bereiche Pharmazeutika, Goldverhüttung und Eisenbahnausrüstung.
Trump mit Zöllen von 39 Prozent
Im August hatte Trump Zölle von 39 Prozent verhängt und dem kleinen Alpenland damit einen der weltweit höchsten Sätze überhaupt aufgebrummt. Er begründete dies mit dem hohen Handelsdefizit der USA gegenüber der Schweiz. Der Schritt gefährdete den Zugang für Schweizer Hersteller von Präzisionsmaschinen, Uhren und Schokolade zu einem ihrer größten Märkte. Die Unternehmen standen vor der Wahl, den US-Markt aufzugeben, die Zusatzbelastung selbst zu schultern oder die Preise zu erhöhen und damit Wettbewerbsnachteile gegenüber Firmen aus Regionen mit niedrigeren Einfuhrzöllen in Kauf zu nehmen. Volkswirten zufolge drohten die Zölle, das Schweizer Wirtschaftswachstum insgesamt zu bremsen.
Insidern zufolge versuchten Schweizer Regierungsvertreter mit Hochdruck, mit einem Paket aus Investitionszusagen und weiteren Maßnahmen einen vorteilhafteren Satz auszuhandeln. Die Bemühungen des Landes gewannen vergangene Woche an Fahrt, als sechs führende Vertreter der Schweizer Wirtschaft mit Trump im Weißen Haus zusammentrafen. Die Delegation, zu der auch der Chef des Luxusuhrenherstellers Rolex und der Mitgründer des Finanzinvestors Partners Group gehörte, überreichte Trump Medienberichten zufolge eine Rolex-Uhr für seine Präsidentenbibliothek und einen speziell gravierten Goldbarren. Danach wies der Präsident seinen Handelsbeauftragten Jamieson Greer an, die direkten Verhandlungen zu intensivieren.
Einzelheiten noch offen
In der Nacht auf Freitag erklärte der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin nach einem Treffen mit Greer, man habe "ein sehr gutes Gespräch gehabt" und "praktisch alles geklärt". Einzelheiten wollte er aber nicht nennen. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter erklärte, die Schweizer Seite habe einen Plan zur Reduzierung ihres Handelsüberschusses vorgelegt. Die US-Regierung erwarte im Gegenzug eine deutliche Senkung der Schweizer Zölle auf US-Produkte sowie den Abbau anderer Handelshemmnisse.
Der Regierungsvertreter fügte hinzu, Ankündigungen von Schweizer Pharmaunternehmen wie Roche, in den USA zu investieren, hätten ebenfalls eine positive Wirkung. Die Schweizer Wirtschaft unternehme gezielte Anstrengungen, um viele der Aktivitäten, die das US-Defizit verursachten, in die USA zurück zu verlagern. Dadurch sollten die Ursachen dieser "Irritation" und des Defizits reduziert oder beseitigt werden.
(Quelle: APA/dpa)