Es ist ein Jammer, dass selbst eine prähistorische Figur wie die Venus von Willendorf und ihre Funktion in der Gender-Debatte als Argument herhalten soll. Das Auffälligste an ihr ist doch der Gegensatz zwischen der gekonnten Darstellung diverser körperlicher Details und der scheinbar formlosen Darstellung ihres Kopfes.
Es gibt seit Langem eine Darstellung von Mircea Eliade (in: "Das Heilige und das Profane"), der seinerzeit sibirische Schamaninnen beschrieben hat. Sie verdecken Gesicht und Kopf während ihres Trancezustandes mit einem dichten Netz, um bei ihrer Reise in die Geisterwelt nicht abgelenkt zu werden. Ist das nicht genau das, was das Besondere an der Kopfdarstellung der Venus von Willendorf ausmacht? Und seit einer genauen Analyse des Tons, aus dem die Statue gefertigt ist, weiß man auch, dass die Dame zumindest eine lange Reise hinter sich hat. Spricht das nicht auch für eine besondere, vielleicht eben auch spirituelle Bedeutung der Figur? Heute lässt sich keine der Hypothesen über Sinn und Bedeutung mehr verifizieren oder falsifizieren. Aber muss man darüber wirklich gendern, statt auf simple Plausibilitäten zu achten?