Leserbrief

Ad "Wer verteidigt Österreich"

"Das konnte sich einfach niemand vorstellen, dass das bei uns auch einmal passiert, trotz Warnungen." Unsere Mutter, im Oktober 1944 Krankenschwester im Salzburger Kaiviertel, überlebte den ersten Bombenangriff nur knapp. Viele starben aber, weil sie den Luftalarm nicht ernst nahmen und daher auch keine Schutzräume aufsuchten. Dieses fehlende Bewusstsein für Gefahr existiert großteils noch heute. Wenn Generalstabschef Striedinger in seinem Artikel ("Salzburger Nachrichten" vom 12. 7.) die mangelnde Solidarität der Zivilgesellschaft beklagt, dann kommt das nicht von ungefähr. Jahrelang wurde der Krieg von der Politik ausgeklammert, erst die Konflikte der jüngsten Zeit machten dieses Thema auch bei uns wieder sichtbar. Im kollektiven Notfall ist aber der Beitrag jeder/jedes Einzelnen wichtig und entsprechende Vorbereitung entscheidend, auch am zivilen Sektor. In einer nationalen Krisensituation betrifft das, ohne Panikmache, nicht nur die Behörden, sondern uns alle.
Apropos Solidarität: Auch das Spital im Kaiviertel wurde damals von Bomben getroffen und musste nach Oberndorf in ein Feldlazarett neben der Brücke übersiedeln. Diese war für den Fall, dass die Russen bei Kriegsende vor den Amerikanern einträfen, zur Sprengung vorbereitet, damit wäre auch ein Teil des Spitals zerstört worden. Als sich die Lage zuspitzte, wurde es den Krankenschwestern daher freigestellt, das Lazarett aus Sicherheitsgründen zu verlassen oder bei den Verletzten zu bleiben, doch keine ging - bis zur Übergabe an die Amerikaner.

Michael Burda, 5020 Salzburg

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