Leserbrief

Appell zu faktenorientierter Diskussion

Zu "Hausbesitzer wollen Altstadt vor S-Link retten": Ein edles Unterfangen und eine ziemlich populistische Schlagzeile. Mit dieser Vorgangsweise (Beauftragung von Privatgutachter, groß angelegte Pressekonferenz) scheint dieses Projekt "Hausbesitzer wollen Altstadt retten" einen bitteren und unseriösen Beigeschmack zu bekommen und eher Baustein einer größeren Kampagne - nämlich den S-Link generell verhindern zu wollen - zu sein.

Die Sorgen von Herrn Schliesselberger und weiteren 22 Hausbesitzern sind wirklich ernst zu nehmen, sich aber solcher Aktionen (Privatgutachter etc.) zu bedienen und nicht in Dialog mit der Projektgesellschaft oder anderen Experten zu treten, hat den Touch von Aktionismus, Stimmungsmache.

Es ist doch absurd zu glauben, dass so ein Projekt geplant wird, ohne diese Befürchtungen zu berücksichtigen.

Wenn man/frau der Argumentation der Hausbesitzer und Privatgutachter folgt, dann hätte man in Wien (oder in anderen Hauptstädten, die historische Zentren haben, mit U-Bahn oder teilweisen unterirdischen Führung des Schienenverkehrs) nie bauen können (in Wien wurde sogar unter dem Dom und der Staatsoper gebaut). Insofern kann man die S-Link-Gesellschaft verstehen, wenn sie von "Rufmord an ihre 200 Planer" spricht und Herr Eder (Ingenieur für Bauwesen, Büro Laabmayr & Partner) davon spricht, dass diese Privatgutachten "den derzeitigen Stand der Planung und Erkundungen sowie den technischen Fortschritt der letzten 25 Jahre nicht berücksichtigt und dies hochgradig unseriös sei".

Bei jedem seriösen Gutachten (oder wissenschaftlichen Expertisen) ist die Transparenz, auf welchen Methoden und Daten solche Gutachten (auch Privatgutachten) aufbauen, ein ganz wesentlicher Punkt. Dies geht leider aus der medialen Berichterstattung über die Privatgutachten der Hausbesitzer in keiner Weise hervor.
Leider musste man/frau schon seit Beginn der Pläne für den S-Link feststellen, dass die S-Link-Skeptiker eher auf propagandistische Aktionen und Wordings (Stichwort: es handle sich um eine U-Bahn) setzten, um möglichst negative Assoziationen und Emotionen zu bedienen, als sich in einen Diskurs zu begeben, der Fakten, seriöse Daten berücksichtigt.

Es ist eine äußerst schwierige Materie, die profunde Kenntnisse und Fachleute aus verschiedensten Disziplinen (Verkehrsplanung, Berechnung der Pendlerströme, Kostenkalkulationen und Finanzierung, Techniker, Bahnexperten…) benötigt, um sich ein seröses Bild machen zu können, das ist mühsam und fordernd.
Es sei dringend daran appelliert, zu faktenorientierter, evidenzbasierter Diskussion bei diesem Thema zurückzukehren.

Es ist zu befürchten, dass die Propagandaschlacht der S-Link-Skeptiker die Jahrhundertchance für Salzburg dieses Projekt die Salzach hinuntergehen lässt.
Wäre schade für Salzburg, es wurde schon zu viel versäumt.


Dr. Erich Gattinger, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 19.10.2025 um 12:46 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/appell-diskussion-164630203

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