Mag. Aglaivine Lackner (Brief an die SN, 2. 5. 2024) weist darauf hin, dass die Debatte über Arbeitszeitverkürzung, Teilzeitarbeit und Pensionsantrittsalter nicht allgemein geführt werden kann, sondern die jeweiligen Lebensumstände zu berücksichtigen hat. Dem kann ich nur zustimmen. Wer ein Leben lang einer körperlich und/oder psychisch stark belastenden Arbeit nachgegangen ist, freut sich zu Recht auf die Pension. Andere, die sich noch fit genug fühlen, würden gerne länger arbeiten und sollen dies auch ohne große Abschläge tun können. In Teilzeit arbeiten vor allem Frauen, einfach deswegen, weil sie mehrheitlich noch immer allein Kinder und Haushalt betreuen. Eine bessere Aufteilung der Sorgearbeit und - wenn nachgefragt - mehr und bessere Betreuungseinrichtungen wären hier die Lösung. Wenn jene mehr werden, die eine kürzere Arbeitszeit wählen im Sinne von mehr Zeitwohlstand, dann sollten wir uns freuen. Denn das Wachstumsmodell wird allein aus ökologischen Gründen nicht auf Dauer haltbar sein. In manchen Ländern wie Holland oder Island ist das Recht auf Teilzeit bereits gesetzlich festgeschrieben.
In zahlreichen Unternehmen wird mittlerweile mit neuen Arbeitszeitmodellen experimentiert - etwa mit einer Vier-Tage-Woche. Arbeitszeitverkürzung mit oder ohne Lohnausgleich würde ich dabei nicht generell für alle gleich entscheiden. Jene mit niedrigen Einkommen haben das Recht auf höheren Lohn. Wer bereits sehr gut verdient, kann darauf gerne verzichten. Aus diesem Grund sind übrigens auch Lohnerhöhungen mit Fixbeträgen sinnvoller als über Prozentsätze, da bei Letzteren die Besserverdienenden immer besser abschneiden. Dort wo es Arbeitskräftemangel gibt, helfen entsprechende (Um)-Schulungen und attraktivere Arbeitsbedingungen - etwa im Tourismus oder in der Pflege. Wenn die Industriellenvereinigung die gesetzliche Rückkehr zur 41 Stundenwoche fordert, dann mag dies für die Unternehmen, die sie vertritt, auf den ersten Blick attraktiv sein - es fielen zum Beispiel weniger Überstundenzahlungen an, die laut Gewerkschaft ohnedies oft unbezahlt bleiben. Die Arbeitsqualität erhöht dies aber wohl nicht - und damit auch nicht die Wettbewerbsfähigkeit. Für diese sind Bildung Und Qualifikationen entscheidend - und ein geordneter Zuzug von Arbeitskräften.