Leserbrief

Benimmregeln, notwendig oder übertrieben?

Jede Gesellschaft braucht ihre Regeln, sonst läuft alles drunter und drüber. Aber wie konnte es so weit kommen, dass wir gezwungen sind, Tafeln mit "Benimmregeln" aufzustellen? Und es betrifft beileibe nicht nur Touristen.

Einst sprach man von guter Kinderstube, wenn sich jemand ordentlich zu benehmen wusste. Sind wir vielleicht selbst daran schuld, wenn dem nicht mehr so ist? Wird nicht alles toleriert? Haben wir nicht für alles eine Entschuldigung parat? Ist das Wort "Erziehung" überhaupt noch im Vokabular zu finden?

Unpassende Kleidung bei diversen Gelegenheiten, ob Begräbnis, Konzert, bei Gericht, Ministerangelobung oder Vorstellungsgespräch, es wird eine Entschuldigung gefunden. Permanente Störungen durch ständiges Handychecken bei Veranstaltungen, im Kino und anderswo wird - geschuldet dem Zeitgeist - als Fortschritt gesehen.

Platz machen für jemand "Älteren" in Öffis ist ebenfalls nicht mehr oft aktuell. Ohrstöpsel, Smartphone und Zeitnot sind die Schuldigen. Kraftausdrücke von Jugendlichen wie "Oida, spinnst" werden geflissentlich überhört, also auch toleriert. Das schiebt man pubertärem Verhalten zu; man muss sich ja erst finden und entwickeln. Verbale Entgleisungen durch ranghohe Politiker à la "Hexentrio" mit Androhung einer Peitsche - in diesem Fall will mir partout keine Ausrede einfallen; es ist nur geschmacklos und zum Schämen.

Bitte, Danke, Freundlichkeit, Höflichkeit oder gar ein Gruß sind nicht altmodisch. Benimmregeln sind eine Hilfe, sind Türöffner, machen das Leben leichter. Vor allem stellen sie eine Wertschätzung anderen gegenüber dar und - Hand aufs Herz - früher oder später machen sich gute Manieren bezahlt.


Renate Ratzenböck, 5723 Uttendorf

Aufgerufen am 23.10.2025 um 06:19 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/benimmregeln-162572968

Schlagzeilen