Das unmittelbar bevorstehende Ausscheiden des "United Kingdom" aus der EU erfüllt mich mit Traurigkeit. Als junger Austauschstudent kam ich im Sommer 1965 nach Brighton. Schon nach etwa zehn Tagen erlitt ich am frühen Nachmittag einen Blinddarmdurchbruch, wurde per Rettung ins "Royal Sussex County Hospital" gebracht und noch in der Nacht operiert. In weiterer Folge entwickelte sich eine Bauchfellentzündung. Ich hatte hohes Fieber, wurde entsprechend medikamentös behandelt und hatte durch drei Wochen zwei Schläuche zum Abfluss des Eiters. Insgesamt befand ich mich sechs Wochen lang in Anstaltspflege und wurde in äußerst verständnisvoller, geradezu liebevoller Art von den Ärzten, Krankenschwestern und -pflegern sowie Mitpatienten (es war ein großer Krankensaal) und deren Besuchern (!!) behandelt bzw. betreut. Als ich wieder einigermaßen normal essen konnte, wurde ich richtiggehend "aufgepäppelt", zumal ich stark an Gewicht verloren hatte.
Die gesamten Kosten der Operation und des Krankenhausaufenthaltes wurden übrigens zur Gänze vom "National Health Service" getragen!
Im Anschluss an die Entlassung musste ich noch durch zwei Wochen einige Male die Ambulanz aufsuchen, ehe mir die Erlaubnis zur Heimreise gegeben wurde.
Ich habe damals ganz wunderbare, hilfsbereite, herzliche Menschen kennengelernt und einige von ihnen sind lebenslange Freunde geworden. Einer von ihnen, der einen Freund in meinem Krankensaal besucht hatte und dem gesagt wurde, dass einige Betten weiter ein junger Österreicher liege, kam an mein Bett und begann vor mir plötzlich "Im weißen Rössl..." zu singen ...
Auf Grund meiner Erlebnisse betrachte ich Großbritannien beinahe als mein zweites "Geburtsland". Umso mehr bedauere ich den Austritt des Landes aus der EU.