Leserbrief

Das Gesundheitssystem muss zukunftsfit sein

Vor 20 Jahren nahm ich an einer Diskussion von Vertretern verschiedener Interessengruppen zum österreichischen Gesundheitssystem teil. Auch damals ging es um den Erhalt der bestmöglichen medizinischen Versorgung und darum, das Gesundheitssystem zukunftsfit zu machen. Die Probleme waren wie heute Überlastung der Spitäler, Mangel an medizinischem Personal, lange Wartezeiten, Mehrklassenmedizin u. a. Die bemerkenswerteste Frage in diesem Forum kam von einem Patientenvertreter, gerichtet an eine teilnehmende Ex-Gesundheitsministerin, warum denn die Expertenempfehlungen nicht umgesetzt werden. Daraufhin skizzierte die Expertin auf einem Flipchart unzählige Kreise und Rechtecke, verbunden mit Strichen, bis ein völlig unübersichtliches Bild entstand, und erklärte: So kann man das österreichische Gesundheitssystem mit der Kompetenzverteilung beschreiben, und gab die Frage zurück: "Und Sie glauben, da kann man etwas ändern?"
Nach 25 Berufsjahren Erfahrung mit den österreichischen und internationalen Gesundheitssystemen erinnere ich mich immer wieder an dieses Treffen. Während es in vielen anderen Ländern gelingt, das Gesundheitssystem an die geänderten Bedingungen anzupassen, vernichten wir in Österreich immer noch Milliarden durch einen überbordenden Föderalismus, Mehrgleisigkeit und völlige Reformverweigerung. Den Blick über die Grenzen machen wir gerne, aber wir wollen nicht daraus lernen. Die Leidtragenden sind wie immer die Bürger, mit bis zu dramatischen Konsequenzen.


Dr. Gerhard Tischler, 3001 Mauerbach

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