Als ein Mitglied der Babyboomer-Generation hatte ich das Glück, den Großteil meines Lebens in einer Zeit und einer Region leben zu dürfen, die von Frieden, Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit gekennzeichnet war. Und es war ein Privileg, in einem Teil der Welt leben zu dürfen, wo die Freiheit des Einzelnen, Toleranz, Kooperation, Innovation und Fortschritt zum Wohle aller die Triebfedern eines gedeihlichen Miteinanders waren. Doch nun, im Verlauf der letzten Jahre, verspüre ich mehr und mehr ein Gefühl der Beklemmung, der Traurigkeit, der Sorge bis hin zur Fassungslosigkeit ob der dramatischen Erosion unserer demokratischen Werte. Laut dem Demokratieindex von 2023 leben ohnehin nur 45,4 Prozent der Menschen weltweit in Demokratien. Und es ist entsetzlich, zusehen zu müssen, wie sich diese Zahl in den nächsten Jahren dramatisch verkleinern wird. Wir erleben quasi im Zeitraffer und fast hilflos, wie Demokratien weltweit und auch in Europa in autokratische, totalitäre Regime umgebaut werden. Donald Trump zerstört in atemberaubendem Tempo jede demokratische Ordnung und zieht sein Project 25, die USA in eine Autokratie zu verwandeln, ohne Rücksicht durch. Jede Form von Gleichberechtigung und Toleranz gegenüber Andersdenkenden wird per Dekret ausgelöscht. Aber auch Europa wird zunehmend zu einem Hort der antidemokratischen Kräfte. In Ungarn (Orbán), in der Slowakei (Fico) und aktuell auf brutale Weise in der Türkei (Erdoğan) zerstören sie die letzten Reste ihrer demokratischen Strukturen und errichten Regime nach dem Vorbild Putins. Das Sterben der Demokratien findet heute in großem Stil statt, zumal dieser Prozess durch die Tatsache verstärkt wird, dass in vielen weiteren Ländern, beispielsweise in Österreich (Kickl), in Deutschland (Weidel) oder in Frankreich (Le Pen), jene hier genannten Politiker geradezu mit Freude darauf warten, der Demokratie Sterbehilfe leisten zu können. Und in den Wahlkabinen wird auf erschütternde Weise sichtbar, wie viele Menschen inzwischen von einer antidemokratischen und destruktiven Gesinnung erfüllt sind und dort dem Sterben der Demokratien nachhelfen. Ich hoffe sehr, dass all jene, die ihren Kindern kein Leben in einem repressiven Regime zumuten wollen, aufstehen und deren Zukunft nicht durch Stillschweigen und Tatenlosigkeit dem Machtrausch der Despoten opfern.