Es mag gut klingen, wie viele Alternativen und Angebote es für das Ausweichen von der Tunnelkettensanierung im Pongau auf der Tauernautobahn A10 gibt. Der Pass Lueg könnte sich dabei aber als gefährliches Nadelöhr erweisen.
Da braucht man kein Verkehrsinfrastrukturplanungsfachmann oder Klimawandelauswirkungsberechnungsprofi zu sein. Man muss nur einmal mit dem Zug fahren und aus dem Fenster schauen. Auch ein Laie wird da in Richtung Stegenwald mit Schrecken erkennen, dass die Gleise der Salzburg-Tirol-Bahn und auch die Bundesstraße B159 fast auf Höhe der Salzach verlaufen. Selbst bei glimpflich verlaufenden Minihochwassern erreicht da die Salzach ungehindert die Bahnkörper.
Und im Winter, da braucht es nur ein kleines Weihnachtstauwetter, dann heißt es "Stopp, Lawinengefahr!" von Hagen- und Tennengebirge und nichts geht mehr, die Bahn steht. Was dann?
Die ÖBB haben zwar konkrete Planungsmaßnahmen mit Trassenführung gegen drohende Naturgewalten in diesem gefährdeten Bereich Pass Lueg/Werfen gesetzt, aber Baubeginn für notwendige Tunnel und Brücken ist frühestens 2029. Mit diversen Umweltverträglichkeitsprüfungshinauszögerungen könnte der Start des Großprojekts erst in den 2030er-Jahren stattfinden. Also viel zu spät für die TAB-Tunnelkettensanierungszeit und auch für Hiobsumweltszenarienabwendungsmaßnahmen der Zukunft.
Die kleinen Wassermassensteuerungsmöglichkeiten der Salzachkraftwerke können da möglicherweise auch nicht viel abwehren. So hilft Pendlern, Touristikern und anderen Reisenden wohl nur ein Stoßseufzer gen Himmel: "Hoffentlich hält das Wetter!"