Leserbrief

Die Natur ist für den Menschen da

In der ersten Religionsstunde dürfte der Herr Holleis noch aufgepasst haben. Da heißt es nach alter Lesart: Macht euch die Erde untertan. Leider hat er, wie es scheint, die Fortsetzung und die Botschaft daraus nicht mehr mitgekriegt: die Vertreibung aus dem Paradies, weil der Mensch trotz Warnung von den verbotenen Früchten gegessen hat. Nur weil etwas möglich ist, bedeutet es noch lange nicht, dass es auch sinnvoll ist, weil die langfristigen negativen Konsequenzen unwiederbringlich sind: Massentourismus in hochalpinen Lagen zerstört die Natur zumindest in menschlichen Maßstäben für immer. Dass de facto umringt vom Nationalpark Hohe Tauern durch juristische Spitzfindigkeiten derartige Bauprojekte genehmigt werden, steht dem Nationalparkgedanken diametral entgegen. Die Argumente der Frau Schaufler sind gut begründet und absolut berechtigt.
Angesichts diverser Entscheidungen der jetzigen Landesregierung, die Umwelt betreffend, bleibt nur mehr Zynismus über: Der Natur selbst sind juristische Winkelzüge und die Zerstörung der alpinen Landschaft, die Verbauung von Flüssen oder die rasante Versiegelung der Böden im Grunde genommen völlig egal, sie überlebt das auf jeden Fall. Es ist aber der Mensch, also wir selbst, der immer weniger damit zurechtkommen wird. Es ist ja völlig absurd, zu glauben, die Schäden, die schon jetzt durch Verbauung und Bodenversiegelung entstanden sind, mit noch mehr Verbauung in den Griff zu kriegen. Anstatt zu überlegen, wie man den Energieverbrauch senken oder optimieren könnte, baut man noch ein Kraftwerk, denn damit lässt sich ja auch noch zusätzlich Geld verdienen. Wenn in zwanzig Jahren das Flussbett kollabiert, darf sich jemand anderer damit befassen.
Möglich sind solche Vorhaben nur, wenn sie von der Politik entsprechend unterstützt werden. Unabhängige, aber möglicherweise kritische Stellen in der Verwaltung, wie zum Beispiel die LUA, werden in ihren Kompetenzen oder Finanzen deutlich beschnitten und damit neutralisiert oder gänzlich abgeschafft. Übrig bleiben weisungsgebundene Abteilungen, die mit ihren Stellungnahmen die politischen Entscheidungen unterfüttern. Dass damit Expertise und Fachkompetenz verloren gehen, ist ein zusätzlicher Schaden. Nur weil etwas Recht und damit möglich ist, ist es noch lange nicht richtig. In der Politik Verantwortung übernehmen soll nicht bedeuten, die Gewinne für einen einzelnen Unternehmer zu maximieren oder die nächste Wahl zu gewinnen - zum Preis von negativen Folgen für die nachkommenden Generationen -, sondern Entscheidungen zu treffen, von denen die Kinder und Enkelkinder auch profitieren.

Philipp Quehenberger, 5441 Abtenau

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