Leserbrief

Die Zeiten des "verschmutzten Lorbeers" sollten Vergangenheit sein

Die jahrelangen Erfahrungen in und mit verschiedenen Städten Deutschlands und Österreichs machen den Hinweis zulässig, dass oftmals Umbenennungen von Straßen, so nachvollziehbar, sinnvoll und verwaltungstechnisch einfach diese vielfach durchführbar wären, vonseiten der Kommunen nicht umgesetzt werden.

Die Gründe für das Beibehalten von Straßennamen, die auch heute noch nach NS-Mitläufern oder NS-Mittätern benannt sind, reichen von mangelndem Interesse administrativer Entscheidungsträger über mangelnden politischen Willen - insbesondere im Blick auf jeweilige Wahlen - Umbenennungen in Angriff zu nehmen, bis hin zu teils massiven Bürgerprotesten.

Gegen die Umbenennungen von den Täter- und Mitläufernamen auf die Namen von Opfern des NS-Regimes werden vielfach Argumente ins Treffen geführt, wie etwa jenes, dass schließlich auch die Täter ein Teil der Geschichte gewesen seien. Dementgegen soll erneut darauf hingewiesen werden, dass nach Personen benannte Straßen und Plätze kommunale Ehrungen darstellen, die sich auf besondere Leistungen eines Menschen beziehen, die jedoch stets auch das gesamte Leben der betreffenden Persönlichkeit mit einbeziehen.

Es sollte daher in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts kein allzu großes Problem mehr darstellen, Personen, die mit dem NS-Regime kooperierten oder von der NS-Diktatur zulasten anderer Menschen profitierten, und denen bereits Jahrzehnte hindurch die Ehre kommunaler Straßenbenennungen zuteil wurde, abzulösen. Die Zeiten des "verschmutzten Lorbeers" könnten damit endgültig der Vergangenheit angehören.

Falls die kulturpolitisch sinnvolle Umbenennung einer Straße dennoch - aus welchen Gründen auch immer - scheitern sollte, wäre eine lapidare Zusatztafel zum Straßenschild, welche lediglich die persönliche Lebensgeschichte erwähnt, kein adäquater Ersatz, sondern bloß ein "lebloses" verwaltungstechnisches Minimum.


Dominik Schmidt, Memory Gaps

Aufgerufen am 07.09.2025 um 05:34 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/die-zeiten-des-verschmutzten-lorbeers-sollten-vergangenheit-sein-105477496

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