Im SN-Interview vom 7. Juni belehrt Herr Dr. Othmar Karas wieder einmal die Österreicher, dass die EU unsere einzig mögliche Zukunft und nur deren Vertiefung das Erfolgsrezept sei. Dazu bedürfe es der Aufhebung des Einstimmigkeitsprinzips, was nichts anderes heißt, als dass eine Mehrheit (zum Beispiel der größeren EU-Staaten) die Minderheit dominiert. Klingt auf den ersten Blick demokratisch, hat aber gerade in diesem Fall keine Legitimation seitens der Wählerschaft in den einzelnen Mitgliedsstaaten, wie ja überhaupt das Mitspracherecht der EU-Bürgerinnen und -Bürger auf schwachen Beinen steht. In dieser elementaren Frage wäre eine Abstimmung mit einer klaren Fragestellung in allen EU-Staaten unerlässlich. Den Äußerungen des Herrn Dr. Karas und anderer glühender EU-Befürworter ist zu entnehmen, dass Bürger, die der EU kritisch gegenüberstehen, Ängste schüren würden. Damit werden diese in die Nähe von extremen Gruppierungen gerückt; das ist unzumutbar. Für ihn scheint Europa mit der EU identisch zu sein und wenn die EU zerfiele, würde auch Europa zerfallen. Großbritannien, die Schweiz, Norwegen und einige andere werden sich bedanken. Zur friedensstiftenden und -erhaltenden Funktion eines großen Gebildes, wie das der EU, ist bei dem großen Philosophen Leopold Kohr in seinem Werk "Das Ende der Großen - Zurück zum menschlichen Maß" Grundsätzliches nachzulesen: Es ist immer das Volumen, die Überschreitung der kritischen Menge von Macht, die Aggression und Krieg hervorruft.