Leserbrief

Ein Projekt ohne Verkehrskonzept

Die Adventzeit naht und der Wunsch ans Christkind, unser komplexes Verkehrsproblem werde mit dem S-Link gelöst, erscheint für viele machbar. Trotz der desolaten Finanzsituation in Bund, Land und Gemeinden soll, auf Teufel komm raus, ein Milliardenprojekt für unsere Kleinstadt durchgedrückt werden, welches uns und die nächste Generation mit nicht vorhandenen dreistelligen Euro-Millionen belastet (der Rechnungshof warnt davor, Kostensteigerung, kostenintensiver Unterhalt, Ablöse für Gewerbetreibende und Teile der Mirabellgarage, Refinanzierung, Gefahr für Altstadthäuser usw.).

Die negative Klimabilanz (erst nach 60 bis 80 Jahren positiv; müssen erst Unwetter hier, wie in Niederösterreich oder jetzt Spanien, ein Umdenken veranlassen), wirtschaftliche Auswirkungen (Auslastung nur in der Hauptverkehrszeit, anliegendes blockiertes Gewerbe während der Bauzeit ohne gesicherten Finanzausgleich), technische Entwicklungen (wie z. B. selbst fahrende Micro-Busse und Autos, die mit App bestellt werden, https://www.moia.io/de-DE) - diese Argumente werden nicht berücksichtigt.

Warum müssen wir hier erst die negativen Erfahrungen der mehrfachen Dauer der Bauarbeiten und Kosten wie in München, Karlsruhe und anderen Städten machen? Können wir nicht Städte mit positiven Beispiel wie Ljublijana (https://de.wikipedia.org/wiki/Umwelthauptstadt_Europas), obwohl größer, nehmen? Dort gelang es, die Innenstadt frei von Autos zu bekommen und ein kostenloses Micro-Bus-System zu etablieren, welches alle Himmelsrichtungen bedient.

Mir ist immer noch schleierhaft, dass ohne Verkehrskonzept ein Projekt so angegangen wird. Die jetzt offerierten Ergänzungen zum S-Link mit Ischler Bahn, Messe- und Flughafenanschluss sind kein Gesamtkonzept und sollen nur den S-Link begründen. Insbesondere die Ischler Bahn wäre sinnvoll, da sie zum Preis vom S-Link bis zum Mirabellplatz zu erstellen wäre und damit die Pendler vom Osten eine Alternative zum Auto haben.

Statt Wünschen sollten wir mit sachlichem Optimismus eine machbare Zukunft für Salzburg manifestieren. Ein Plan B mit einer weitgehend autofreien Innenstadt durch den Einsatz neuer Technologien sollte dies in kürzerer Zeit umweltfreundlicher und wesentlich kostengünstiger als mit dem S-Link ermöglichen. Die teuren und langwierigen Erfahrungen anderer Städte können wir uns nicht leisten. Nutzen wir die alternativen Potenziale und setzen die geringen Finanzen effektiv ein.


Alexander Fuchs e. a. Stadtrat a. D. (u.a. U-Bahn-Ausschuss) von München und Unternehmer, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 05.10.2025 um 03:52 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/ein-projekt-verkehrskonzept-167942797

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