Mit großem Unverständnis verfolge ich die Entscheidung der Salzburger Landesregierung, den Pflegebonus zu streichen. Diese Maßnahme trifft eine Berufsgruppe, die wie kaum eine andere das Rückgrat unseres Gesundheitswesens bildet - und sie sendet ein fatales Signal über den gesellschaftlichen Stellenwert von Pflegearbeit.
Wer einmal einen Tag auf einer Intensivstation verbracht hat, weiß, welche enorme Verantwortung Pflegekräfte tragen. Sie überwachen hochkomplexe medizinische Geräte, erkennen frühzeitig lebensbedrohliche Veränderungen, reagieren in Sekundenbruchteilen und treffen Entscheidungen, von denen das Leben eines Menschen abhängen kann. Diese Verantwortung wird täglich getragen - im Schichtdienst, unter Zeitdruck, oft mit Personalmangel und emotionaler Belastung. Und trotzdem leisten Pflegekräfte diese Arbeit mit höchstem Engagement und Menschlichkeit.
Gerade während der Coronapandemie hat die Gesellschaft erlebt, was Pflege wirklich bedeutet: Pflegekräfte standen an vorderster Front, viele bis zur völligen Erschöpfung. Sie hielten Sterbenden die Hand, wenn Angehörige es nicht durften, und haben den Betrieb in unseren Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen aufrechterhalten, als alles andere stillstand. Damals wurden sie als "systemrelevant" bezeichnet - heute scheint dieses Wort vergessen.
Die Streichung des Pflegebonus ist deshalb nicht nur eine finanzielle Kürzung, sondern ein Akt der Geringschätzung. Sie signalisiert, dass die Verantwortung und Einsatzbereitschaft dieser Berufsgruppe keinen dauerhaften Wert haben. In Zeiten, in denen ohnehin Pflegekräfte fehlen wird eine solche Entscheidung fatale Folgen haben: weniger Motivation, mehr Abwanderung und eine weitere Verschärfung des Personalmangels.
Pflege ist keine Kostenstelle - sie ist Lebenssicherung. Wenn eine Gesellschaft ihre Pflegenden nicht achtet und unterstützt, verliert sie am Ende mehr als nur Geld: Sie verliert Menschlichkeit, Vertrauen und Sicherheit.
Ich appelliere daher an die Verantwortlichen, diese Entscheidung dringend rückgängig zu machen. Pflege braucht auch finanzielle Anerkennung - nicht Kürzung.