Zur Kolumne von Fritz Messner in den SN vom 7. Mai 2025: Mit großem Interesse habe ich die Kolumne zum Thema "Von der Medizin, dem Gift und der Dosis" gelesen. Die Schilderung, die von den ersten persönlichen Eindrücken in den 70er-Jahren bis zur heutigen Situation reicht, zeichnet ein eindrucksvolles Bild vom Wandel dieser Region - vom abgelegenen Talschluss zum touristisch erfolgreichen "Tal der Almen". Das Großarltal war und ist nach wie vor über viele Jahre hinweg ein Musterbeispiel für gelungenen, naturnahen Tourismus. Die Verbindung von bäuerlicher Kultur, landschaftlicher Schönheit und moderatem Ausbau brachte wirtschaftlichen Aufschwung, ohne die Identität des Tals zu gefährden. Doch wie in vielen Tourismusregionen gilt auch hier: Der Erfolg bringt neue Herausforderungen mit sich. "Overtourism" - ja oder nein - ist landauf, landab ein heißes Thema. Für das Großarltal gilt, dass in den letzten zehn Jahren keine wesentlichen quantitativen Steigerungen passiert sind. Die Bemühungen um qualitative Verbesserungen waren das Ziel.
Beides kann in diversen amtlichen Statistiken nachgelesen werden. Die zunehmende Bebauung und infrastrukturelle Verdichtung werfen trotzdem berechtigte Fragen auf - etwa nach der Tragfähigkeit von Natur und Gesellschaft. Wobei ich festhalten will, dass nicht nur im touristischen Segment, sondern auch im Handwerk, in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich viel gebaut,
erneuert und erweitert wurde.
Bedauerlich ist, dass der Diskurs darüber zunehmend polarisiert und emotional geführt wird. Die Gegenüberstellung von "Gewinnern" und "Verlierern" greift dabei oft zu kurz und wird der Komplexität der Lage nicht gerecht. Problematisch wird es dann, wenn noch dazu parteipolitische Taktiken in diese Auseinandersetzungen Einzug halten und damit zusätzlichen Zündstoff liefern.
Wenn einzelne Gruppen versuchen, berechtigte Anliegen für politische Profilierung zu nutzen, geht der konstruktive Dialog verloren. Das schadet nicht nur dem Miteinander, sondern auch der Suche nach tragfähigen Lösungen. Gerade im ländlichen Raum - wo man sich kennt, wo Entscheidungen das unmittelbare Lebensumfeld betreffen - braucht es Respekt und den echten Willen zur Zusammenarbeit. Der Tourismus ist und bleibt eine wichtige Lebensader des Tals! Aber wie Paracelsus schon sagte: "Die Dosis macht das Gift." Der richtige Moment zum Innehalten und Ausbalancieren ist schwer zu finden - doch er entscheidet darüber, ob Erfolg zum Segen oder zur Belastung wird. In diesem Sinne wäre es wünschenswert, die Debatte um die Zukunft dieses wunderschönen Tales wieder auf eine sachliche, respektvolle Ebene zu bringen - im Sinne aller, die hier leben, arbeiten und ihre Heimat bewahren wollen.
Franz Zraunig, Obmann des Tourismusverbandes Großarltal, Gastwirt in Hüttschlag
5612 Hüttschlag