"Ich sehe Resignation in den Menschen", sagt Josef Hader in einem gelesenen Interview und bringt damit auf den Punkt, was mittlerweile viele empfinden: Die Lauten am Stammtisch, in der Sauna oder anderswo glauben, die Wahrheit gepachtet zu haben, beim Rest herrscht bedecktes Schweigen.
In den sozialen Medien seine Meinung kundzutun, verlangt besonderen Masochismus. Denn wer kennt das nicht: Man setzt ein Posting ab und liest neugierig die folgenden Kommentare nach. Shit, denkt man sich, und traut seinen Augen nicht, was Poster/-innen dort ablagern und wie sie sich im Wettbewerb um den übelsten Mülleimer gegenseitig übertreffen.
Der Diskurs im Netz ist zur sprachlichen Fäkalie verkommen, ein Brei aus Worthülsen, der Übelkeit hinterlässt.
Verstörend finde ich diese gleichklingende, aus der untersten Magengegend herausgedrückte Buchstabensuppe, die inhaltsleer ins Netz geworfen wird und beim Empfänger Übelkeit hervorruft.
Sich in den anderen, das Gegenüber, hineinzudenken, einer/einem, der oder die anders denkt, zu erwidern und sich auf ein Streitgespräch wertschätzend einzulassen, das Salz des Kontroversen, scheint abgeschafft.
Warum, fragt man sich. Hat der "Hausarrest" in der Coronapandemie einen Teil der Bevölkerung so verrohen lassen? Wo sind die Stellschrauben, um diesen Irrweg wieder in geregelte Bahnen zu bringen? Können wir noch entgegensteuern oder ist das gesellschaftliche Schiff schon am Versinken? So viele Fragen und keine Antworten.
Das Glas, heißt es, ist halb leer oder halb voll. Und aus dieser Perspektive hoffend glaube ich an jene, die ein Österreich, ein Europa bevorzugen, das Sprache als Werkzeug für das Entgegenkommen gebraucht und das Gemeinsame vor das Trennende stellt.