Leserbrief

Es gibt keine Verlierer, wenn der S-Link kommt

Auf der Nord-Süd-Achse in Salzburg sind aktuell elf bis 13 Buslinien im Einsatz, damit sind auf dieser Relation nahezu gleich viele Fahrzeuge und Fahrpersonal gebunden wie im restlichen Stadtgebiet. Das restliche Stadtgebiet kann aber nicht attraktiv zusätzlich erschlossen werden, weil jede weitere Buslinie, die die Nord-Süd-Achse berühren würde, dazu führen könnte, dass das Gesamtsystem kollabiert. Über 90 Busse je Stunde allein auf der Staatsbrücke sind das absolute Limit. Jede kleine Störung lässt schon heute das gesamte Busnetz der Stadt zusammenbrechen und zieht sogar die Regionalbuslinien mit in den Verspätungskreislauf.

Der S-Link verlagert tausende Pendler und nebenbei auch innerstädtische Pendler auf dieser Relation. Durch die freiwerdenden Kapazitäten können viele Buslinien dann endlich andere Bereiche zusätzlich erschließen. Wie viele Linien es dann benötigt, kann man ehrlicherweise auch erst ab dem Gesamtbetrieb des S-Link sagen, ganz einfach deswegen, weil sich das Mobilitätsverhalten in und um Salzburg komplett verändern wird.

Das ist auch bei der ÖBB-S-Bahn so gewesen. Wer erinnert sich, wie umständlich es einst war, nach Taxham zum dortigen Interspar zu kommen? Es galt sogar ein eigener Tarif. Mit der S-Bahn-Station Europark wurde zusätzlich auch der Obus dorthin geführt. Und heute fahren bis zu drei Obus-Linien und teils vier Buslinien dort. Anno 1995 hätte das auch niemand geglaubt.

Der Stau - und hier nur die Staustunden rund um die Stadt Salzburg - kostet rund 500 bis 700 Mill. Euro pro Jahr! 1/3 der Betriebs- und Personalkosten im öffentlichen Verkehr müssen aktuell für Stauausgleichsmaßnahmen aufgewendet werden. Ab 2030 werden wir Strafzahlungen in Höhe von rund 10 Mrd. Euro pro Jahr aufwenden müssen, wenn wir weiterhin nichts tun. Heißt, wir zahlen, haben aber nicht mal einen Nutzen davon.

50% der Kosten, auch jene der Oberflächengestaltung, werden vom Bund getragen. Über 25% der Steuern fließen wieder in das Budget der Stadt zurück. Die Oberflächen können mit Fuß- und Radwegen gestaltet, zusätzlich begrünt, Ruhezonen geschaffen werden. Mit Messe-/Flughafenbahn, Königsseebahn, Trumer-Seen-Bahn, Ischlerbahn, Stieglbahn, Mattigtalbahn sowie den Verknüpfungen zu den bestehenden S-Bahnlinien werden nahezu alle Bahnrelationen in den S-Link eingebunden. Das Bus-, Obus- und Regionalbusnetz muss dann logischerweise Schritt für Schritt neu ausgerichtet werden.

Im ersten Schritt wird die gesamte Achse von Hallein - Grödig - Anif - Alpenstraße - Mirabell - Hauptbahnhof - Itzling - Bergheim bis hinaus nach Oberndorf/Laufen und Bürmoos profitieren. Aber mit der einhergehenden Neuausrichtung des Busnetzes haben auch alle anderen etwas davon.

Je mehr das Regionalstadtbahn-System (S-Bahn + S-Link) wächst, desto mehr Nutzen haben alle davon!


Gregor Watzl, 5201 Seekirchen

Aufgerufen am 09.10.2025 um 10:55 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/es-verlierer-s-link-153798001

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