Leserbrief

Euphemismusfalle Fußball

Wenn man die letzten Spiele der österreichischen Fußballnationalmannschaft und zuletzt auch die Leistungen des Linzer Nobelclubs LASK anschaut, fällt es einem schwer, an das Gute im Fußball zu glauben. Beispiel Nationalmannschaft: Dass man gegen Serbien in die Entscheidung musste, zeugt schon von der mangelnden Klasse. Dass man Alaba und Arnautovic im zweiten Spiel nicht einsetzen konnte, weil sie nach 2,5 Tagen noch nicht regeneriert sind, ist hochkarätiger physiologischer Blödsinn. Noch dazu, wenn man die schwachen Lauf- und Sprintleistungen im ersten Spiel berücksichtigt. Trotzdem werden beide von der Presse, von den elektronischen Medien, von Experten und Kommentatoren bis hin zum Cheftrainer hochgelobt und als heilige Kühe demonstrativ verschont. Von notwendiger beinharter Kritik keine Spur. Das wäre ja Majestätsbeleidigung. Beim LASK liegt es ähnlich: Weil er ja so ein unaustauschbarer und verdienter (?) Bestandteil der oberösterreichischen Fußballkultur ist, hat man ihm ein Traumstadion an schlechtestmöglicher Stelle um kolportierte 120 Millionen Euro gebaut. Das Land Oberösterreich, die Raiffeisenbank und andere haben dieses finanziert. Mit welchen Geldern? Aber nicht genug damit. Mit dem Abriss des immer wieder renovierten alten Stadions hat man weitere 50 bis 70 Millionen mit der Abrissbirne vernichtet. Somit kann man von einem Schaden von nahezu 200 Millionen Euro sprechen. Eh nur überwiegend Steuergeld. Das muss man erst einmal verantworten. Aber Fußball darf man nicht, schon gar nicht seitens der Politik, kritisieren, weil man bei der nächsten Wahl die Rechnung bekommt, meinte einmal ein hochrangiger Politiker und Dachverbandspräsident. Und permanent wird der Fußball hochgeschrieben, hochgelobt und schöngeredet. Euphemismus in Reinkultur. Manchmal frage ich mich, ob hier ein anderes Spiel beschrieben wurde.
2028 haben wir ziemlich gesichert wieder Gelegenheit, über den Fußball zu jubeln. 50 Jahre Córdoba.

HR Mag. Manfred Leitner, ehem. Dir. der Bundessportakademie Linz, 4600 Thalheim bei Wels

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