Leserbrief

Für das Genter Modell fehlt ein leistungsfähiges S-Bahn-Netz

In einem SN-Artikel vom 30. August 2025 schlagen die Redakteurinnen Huber und Pinwinkler mit dem Genter Modell (Belgien) ein brauchbares Verkehrskonzept für Salzburg vor. Die beiden dürfen dabei nur nicht vergessen, dass sie ein Modell für die Stadt Gent und deren Umland präsentiert haben, in dem die Belgischen Staatsbahnen nicht nur nach Gent, sondern auch durch Gent samt Abzweigstrecke in und aus der Stadt fahren. Die innerstädtischen Hauptlinien werden dort mit Straßenbahnen bedient, die in Salzburg Doppelgelenk-Obusse wären und der Bus in und um Gent wesentlich besser ausgebaut ist als in Salzburg und seinem Umland.

Um Vergleichbares zu Gent in Salzburg mit dem Konzept der S-Bahn Salzburg aus 1995 zu erreichen, fehlt mit den ÖBB noch der zwischen Stadt und Land 1998 vereinbarte 30-Min.-Takt nach Steindorf und zwischen Salzburg-Hbf. und Freilassing-Bf. der 15-Min.-Takt mit Einbeziehung der Stieglbahn zum Flughafen, weil man bis heute bei den ÖBB nicht verstehen will, dass ihr Ansatz für die HL-Strecke im Großraum Salzburg nicht den Anforderungen entspricht, obwohl es für den Flachgautunnel nicht um das "ob", sondern seit ca. 40 Jahren nur um das "wie" geht.

Der Ausbau der Strecke zwischen Salzburg und Freilassing wird entgegen der damaligen Konzeption so betrieben, dass die Stieglbahn durch die siedlungsstärksten Stadtteile zum Flughafen in den ÖPNV nicht eingebunden werden konnte. Die Lokalbahnverlängerung, als vorgesehener nächster Schritt durch die Stadt nach Königssee und später nach Hallein, wurde mit den Verknüpfungen zur Tauernbahn, Westbahnstrecke und nach Freilassing über die bis 2000 umgesetzten Vorbereitungen nie abschließend umgesetzt, sodass das damalige S-Bahn-Netz im 15-Min.-Takt zwischen Steindorf, Freilassing, Bürmoos, Flughafen, Messe, Anif, Hallein und Golling bis heute auf allen Linien nicht mit ergänzenden Zugfahrten der Salzburger Lokalbahn umgesetzt werden konnte. Das HL-Projekt nach Köstendorf steht nunmehr still, obwohl es konsensfähige Lösungen gäbe, von den Eisenbahntunneln am Pass Lueg hört man nichts und das Projekt Lokalbahnverlängerung mit Verknüpfung zu den ÖBB-Strecken wurde abgesagt und die Bundesmittel vernehmlich zurückgegeben.

Auch wenn man wollte, fehlt damit für die Regelungsinhalte aus dem Genter Modell die Leistungsfähigkeit des S-Bahn-Netzes in und um Salzburg. Das zugehörige Regionalbusnetz wurde 1999 seitens der damaligen Salzburger Verkehrsverbund GmbH noch in der Sendung "Salzburg heute" und in der Radiosendung "Treffpunkt Funkhaus" präsentiert, damit dem Postbus im Anschluss daran durch die Landesverkehrsplanung "nahegelegt" wurde, die eng vertakteten Durchmesserlinien (Ost/West) im Auftrag der SVG nicht zu fahren und der vormalige Kraftwagendienst der ÖBB musste das fertige und vor der Umsetzung stehende Projekt auf den Nord/Südlinien ebenfalls umplanen, ausdünnen und die Stadtdurchfahrten streichen.

Die 3ax-Postbusse waren schon im Einsatz und durften weiterverwendet werden, die neuen Busse gleicher Größe des KWD mussten vernehmlich in andere Bundesländer umstationiert werden. Alle damaligen Mitarbeiter der SVG haben erinnerlich zu interessanten neuen Aufgaben gewechselt.

So ging es heute eindrücklich auch den ehemaligen Mitarbeitern der S-Link Planungs- und Errichtungsgesellschaft, obwohl man bereits alle Erfordernisse für den Bau erfüllt, die Konzession erhalten und die Finanzierung erreicht hat. Salzburg hat beim Verkehr in der Politik kein Diskussions- sondern ein Umsetzungsproblem, wie lange noch?


Mag. Georg Fuchshuber, 5301 Eugendorf

Aufgerufen am 09.09.2025 um 02:24 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/fuer-genter-modell-s-bahn-netz-184123171

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