Leserbrief

Gentechnikfreie Landwirtschaft

Zum Leserbrief von Georg Sams "Gentechnikfreie Landwirtschaft" vom 5. April 2025. Es ist ärgerlich, dies zu lesen, denn seit Jahrhunderten wird von Bauern Zucht betrieben. Als Zucht wird in der Biologie die kontrollierte Fortpflanzung mit dem Ziel der genetischen Umformung bezeichnet. Dabei sollen gewünschte Eigenschaften verstärkt und unerwünschte Eigenschaften durch entsprechende Zuchtauslese zum Verschwinden gebracht werden. Und dadurch gelang es, mit gesünderen, ertragreicheren Pflanzen und Tieren den Nahrungsbedarf - zum Teil - zu stillen.
Und nun die Frage: Was ist der Unterschied zwischen Zucht und Gentechnik? Mit der Gentechnik kann das, was mit Zucht in Jahrzehnten erreicht wird, gezielt in kurzer Zeit erreicht werden. Anfänglich gab es sehr berechtigte Einwände gegen die Gentechnik: Die Gentechnik wurde oft von großen Unternehmen betrieben, was zu einer Konzentration von Macht und Einfluss führte (z. B. nur eine Pflanze ist für ein Spritzmittel geeignet). In der klassischen Gentechnik ist nicht kontrollierbar, an welcher Stelle im Genom das Transgen eingebaut wird. Selektionsexperimente sind notwendig, um die erfolgreich transformierten Individuen zu identifizieren. Die gesetzlichen Vorgaben sehen umfangreiche Tests, Studien und Freilandversuche vor, die potenzielle Risiken für Mensch und Umwelt weitgehend ausschließen sollen.
Aber die modernen Techniken zeichnen sich vor allem durch die Präzision des molekularbiologischen Eingriffs aus. Verbesserte Eigenschaften werden durch Veränderung der pflanzeneigenen DNA und weniger durch die Einführung von artfremden Transgenen erreicht. Konkrete Probleme einzelner Nutzpflanzen können gelöst werden: Zukünftige Sorten sollen auf trockenen, salzhaltigen oder belasteten Böden gedeihen. Höhere Ernteerträge könnten durch Optimierung der Photosynthese erreicht werden. Weitere Projekte betreffen die Reduktion von giftigen und allergieauslösenden Stoffen sowie die Steigerung der Vitamin- und Mineralstoffproduktion in Pflanzen. Das "Biopharming" strebt die Produktion von Impfstoffen durch Pflanzen an, beispielsweise gegen verschiedene Krebssorten oder Hepatitis. Erkenntnisse aus dem Jahr 2000 sind auch hier leider ein Vierteljahrhundert veraltet und sollten rasch an moderne Erkenntnisse angepasst werden.

Mag. Reinhard Fischill, 1150 Wien

Aufgerufen am 19.10.2025 um 07:17 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/gentechnikfreie-landwirtschaft-176417212

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