Leserbrief

Goldeggs Ortschronik kommt nicht zur Ruhe

Die Schriftstellerin Hanna Sukare hat die beiden Autoren der "revidierten" Goldegger Chronik und die Verantwortlichen in der Gemeinde für diese (andere, nämlich wahre) "Schande" überzeugend demaskiert. Deren Gesichter sind dadurch zu verstörenden Zerrbildern mutiert, hinter denen sich eine Fortsetzung der Verhöhnung der Deserteure und von allen, die ihnen unter eigener Lebensgefahr beigestanden haben, verbirgt.

Es wird wohl keine weitere Revision der Goldegger Chronik geben. Aber dieses schändlich Verborgene darf nicht verborgen bleiben.

Alle, die Verantwortung tragen für die Neufassung der Chronik sollen namentlich genannt werden. Sie sollen Gelegenheit zu einer Replik bekommen. Es sollen aber auch dienstrechtliche und politische Konsequenzen überlegt werden.

Die Neufassung der Chronik wäre eine wunderbare Gelegenheit gewesen, Wunden zu verschließen, die viele Goldegger/-Innen jahrzehntelang ertragen mussten, und alle Menschen in Goldegg untereinander zu versöhnen. Statt dessen wurde nun Öl ins Feuer gegossen. Es bleibt zu hoffen, dass Historiker/-Innen und die engagierte Presse nun das Ihrige dazu beitragen, dass diese Versöhnung - nun schon in der dritten Generation - doch noch herbeigeführt werden kann.

Neben dieser "Goldegger Schande", wie ich sie bezeichnen möchte, erhellt der Essay von Hanna Sukare auch ein fieses Sittenbild der österreichischen Nachkriegspolitik, die wohl erst mit der Errichtung des Deserteurdenkmals auf dem Ballhausplatz ein neues Kapitel aufgeschlagen hat. Wenn es der Republik gegenüber den Alliierten genützt hat, dann haben die Deserteure "politischen Widerstand" geleistet. Wenn es für sie um Leistungen aufgrund des Opferfürsorgegesetzes ging, waren sie "privat" tätig, als sie sich dem "Wehrdienst entzogen" haben.


Ernst LöschnerEhrenpräsident Alpine Peace Crossing, 1090 Wien

Aufgerufen am 31.10.2025 um 01:41 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/goldeggs-ortschronik-kommt-nicht-zur-ruhe-126143008

Schlagzeilen