Krankenkassen-Chef Peter Lehner pocht im Gesundheitswesen auf eine Rückbesinnung auf das Wesentliche und Notwendige bei kassenfinanzierten Leistungen. Ein Teil seiner Botschaft lautet: "Wir dürfen vom Gesundheitssystem nicht den Mercedes in Vollausstattung erwarten. Die Aufgabe des Gesundheitssystems ist es, einen guten Standard-Golf zu liefern und nicht den Mercedes." Mit dieser Direktheit könnten Kassenbosse auch das Hochkochen der Zweiklassenmedizin ansprechen. Zum Beispiel die himmelschreienden Ungerechtigkeiten in Sachen OP-Wartezeit. Die Verantwortlichen mögen doch auf offiziellen Wartelisten nach Zusatzversicherten suchen. Vergebliche Mühe! Um im Lehner-Vergleich zu bleiben: Die sitzen längst im Mercedes mit Vollausstattung. Während es operierenden Ärzten in den USA verboten ist, Patienten ins eigene Spital einzuweisen, ist das in Österreich gang und gäbe. In so mancher Krankenanstalt gehört es zum ungeschriebenen Gesetz, vor geplanten Operationen die Praxis eines der Oberärzte aufzusuchen. Dort kann auf geheimnisvolle Art und Weise die Wartezeit auf die geplante OP verkürzt werden. Auch die Privatpraxen der Abteilungsvorstände sind zu hinterfragen. Mit dem Primararzt das Du-Wort zu pflegen wirkt oft Wunder. So lässt sich manchmal ein Sonderklassenbett auch ohne Zusatzversicherung ergattern. Ausrede: "Das Zweibettzimmer ist gerade frei gestanden!" All diese sauren Wiesen trockenzulegen, könnte die kommende Regierung zu einem Leuchtturmprojekt erheben. Kostet nichts, brächte aber neues Vertrauen in ein ungerecht gewordenes System.