Leserbrief

Hexentrio

Die Mehrheit der Mitglieder des EU-Parlaments, die den jüngsten Sager des FPÖ-Politikers Vilimsky über das "Hexentrio" gehört oder gelesen haben (gemünzt auf Ursula von der Leyen, Roberta Metsola und Christine Lagarde), könnte zum Schluss kommen: Die Freiheitlichen aus Österreich senden einen 57-Jährigen nach Brüssel, damit dieser fern der Heimat seine spätpubertäre Phase bis zur Frühpension in einem selbst ernannten Patriotenverband ausleben kann. Persönliche Herabwürdigungen aus dem blauen politischen Eck haben freilich eine lange Tradition. Der vormalige FPÖ-Obmann Jörg Haider konnte mehr als zwei Jahrzehnte lang mit seiner - im Gegensatz zu Vilimsky - geschliffenen Rhetorik Freund und Feind verunglimpfen - darunter im Sommer 2004 auch die damalige Justizministerin seiner eigenen Partei, die er mit dem Ausdruck "Boxenluder" dem öffentlichen Gespött preisgab. Weil derartige Schmähungen fast immer folgenlos blieben, fühlten und fühlen sich manche der Haider-Bewunderer von anno dazumal ermutigt, mit niveaulosen Bemerkungen ihren Mangel an Satisfaktionsfähigkeit zu kompensieren. Als Österreicher kann man sich für Europa-Abgeordnete von diesem Schlag nur genieren.

Manfred Kadi, 1130 Wien

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