Zum Leitartikel "Das Land braucht Mut statt täglicher Apokalypse" von Hermann Fröschl (SN, 13. Juli):
Mein Ärger über den Inhalt ist nicht vergangen. Ja, wie Sie richtig anführen, auch ich "reagiere verstimmt" auf den Vorwurf zukunftsvergessen zu sein und durch Arbeit weit über 40 Wochenstunden die Natur und Lebensgrundlagen bedroht zu haben. Wie sie richtig erwähnen, bleibt meine Generation zahlenmäßig noch lange die Stärkste, wohl auch die stärkste Gruppe ihrer Leserinnen und Leser, die sich Zeitungen in Printversion leisten. Ich gehöre deswegen dem "größten Pensionistenheer aller Zeiten" an, weil ich bis 65 im öffentlichen Dienst gearbeitet habe. Hätte ich nur 20 Wochenstunden arbeiten wollen, hätte ich meinen Dienst quittieren müssen. Hätte ich nur 40 Wochenstunden arbeiten wollen, hätte ich nicht mein großes Gericht nicht entsprechend leiten können und wäre es mir nicht möglich gewesen, wichtige Projekte als Pilotprojekte zu begleiten, deren Wirkung heute noch zu sehen ist. Innerhalb von 40 Stunden hätte ich nicht zusätzlich bis zu acht Ehrenämter im Bereich der Justizverwaltung, Gleichbehandlung und Kinder- und Jugendschutz bekleiden können.
Daher denke ich auch nicht daran, freiwillig "um Fehler zu korrigieren" auf eine Steigerung meines Ruhebezuges zu verzichten, um das System auch für künftige Generationen abzusichern und um "mein Lebenswerk in ein besseres Licht zu rücken". Die Notwendigkeit der Reform des Pensionssystems stelle ich außer Frage, über die Gründe dafür möchte ich mich nicht äußern. Ich habe gerne mehr als 40 Wochenstunden gearbeitet, weil ich bis heute davon überzeugt bin, dass es einen Sinn gehabt hat, so viel zu arbeiten, wenngleich sich weder der Aktiv- noch der Ruhebezug durch Mehrarbeit erhöht hat, dementsprechend mein Ruhebezug nicht höher ist, als hätte ich nur 40 Wochenstunden gearbeitet.