Leserbrief

Ist der S-Link in Salzburg gerechtfertigt?


Zahlreiche Leser der Salzburger Nachrichten und anderer Medien haben sich in den letzten Wochen zum S-Link Projekt geäußert. Die Mehrheit der Zuschriften bringt berechtigte Zweifel zum Ausdruck, ob dieses Megaprojekt, auch nur in seiner Anfangsphase bis Mirabellplatz, gerechtfertigt ist. Könnte eine solche Groß-Investition einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der flächendeckenden Salzburger Verkehrsmisere leisten? Auf der Basis der bisher öffentlich bekannten Informationen sieht dies wohl nicht so aus.

Uns scheint besonders verwunderlich, dass die Entscheidungsträger der Salzburger - und Wiener - Regierungen die das Projekt anscheinend unterstützen und die sogar schon einen Baubeginn angekündigt haben, bisher keine Stellungnahmen zur Rechtfertigung des Projektes herausgegeben haben.

Man muss sich fragen, ob sich die Experten bewusst auf Studien zur Streckenführung und der Baukosten beschränkt haben? Oder wurden auch Schätzungen angestellt, wie z.B. zum zukünftigen Verkehrsaufkommen des relevanten Einzugsgebietes sowie der betreffenden Strecken und eine realistische Prognose des Verkehrs, der sich von der Straße und evtl. anderen Verkehrsträgern auf das geplante Projekt (a) bis zum Mirabellplatz und (b), bis Hallein verlagern könnte? Wie sieht die volkswirtschaftliche Kosten/Nutzen Rechnung des Projektes aus? Welche langfristigen Folgekosten (z.B. Betriebskosten, Unterhalt etc.) wurden berücksichtigt bei der Planung des Projektes? Falls solche Planungsunterlagen vorhanden sind, sind sie öffentlich zugänglich? Ist das Projekt in einen Gesamtverkehrsplan nicht nur für die Stadt Salzburg sondern für das gesamte relevante Einzugsgebiet eingebettet? Falls ja, wie sieht ein solcher Plan aus? Kann es sein, dass Pläne dieser Art bewusst oder unbewusst der Öffentlichkeit vorenthalten werden, oder gar, dass es solche Studien überhaupt nicht gibt? - Es sollte klar sein, dass ohne diese Studien ein Projekt solcher Größe und die sich daraus ergebenden langfristigen Belastungen für die Staatshaushalte (und damit die Steuerzahler) niemals entschieden werden dürfte.

Übrigens sehen wir hier auch eine Aufgabe und Verantwortung der Medien, wie SN und anderer, die Öffentlichkeit nicht nur generell über Ergebnisse zu informieren, sondern auch einmal investigativ tätig zu werden, um den Lesern eine objektive, auf Fakten basierte Meinungsbildung über ein Großprojekt dieser Art zu ermöglichen. Im Übrigen ist dies unsere Meinung nach auch eine Aufgabe der verantwortlichen Politiker, sowohl der Stadt und des Landes Salzburg als auch der Regierung in Wien.

Wir glauben, dass wichtige Fragen wie diese gerade in einem Wahljahr für die Meinungsbildung der Bürger nicht übergangen werden dürfen, insbesondere im Hinblick auf die langfristigen finanziellen und anderen Auswirkungen eines solchen Großprojektes wie den S-Link.


Harald Burmeister und Dr. Dieter Havlicek (Verkehrsökonom), 5020 Salzburg

Aufgerufen am 16.09.2025 um 11:36 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/ist-der-s-link-in-salzburg-gerechtfertigt-134856787

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