Vor 80 Jahren ist der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, zumindest in Europa. Japan hat ja erst im August nach zwei Atombombenabwürfen kapituliert. Das Gedenken widmet sich den Opfern des Terrorregimes, zu Recht. Neben der Rolle der Täter wird aber zu gerne auf die vergessen, die die Basis dafür gebildet haben, dass dieses schreckliche System sich in kürzester Zeit wie ein Krebsgeschwür entwickeln und die Macht über den ganzen (Staats-)Körper entwickeln konnte. Das Wort "Mitläufer" verbrämt das Zuschauen, wenn Juden mit Zahnbürsten die Straßen reinigen mussten, das Wegschauen, wenn Menschen deportiert wurden, verhaftet wurden oder keine Arbeit bekamen, weil sie nicht "arisch" waren. Künstler, die "ja mittun mussten", um Arbeitsbedingungen für ihre Werke zu erhalten. Jene, die jüdisches Eigentum günstig übernehmen konnten. Andere, die auf einmal Bedeutung bekamen und andere bespitzeln konnten. Und 1948 wurde dann entnazifiziert, weil man sie ja brauchte, die Beamten, Richter, Kunstvermittler und jene, die die Verbindungen, das Netzwerk hatten, um wieder aufzubauen. Ich möchte erinnern an jene, die nicht mitgemacht haben, die oft im Kleinen Widerstand geleistet hatten und für ihre Hilfe in Angst gelebt hatten, dass auch sie verhaftet werden. Ich möchte erinnern an die, die nicht in ihrem gut abgesicherten Kameradenkreis aufgefangen wurden, sondern in die Arbeitslosigkeit schlitterten und ihre Familien nicht ernähren konnten, weil sie niemand beschäftigen wollte, weil man nicht erinnert werden wollte, wie viele mit erhobenen Händen ihrem Führer zugejubelt und bis in die letzten Kriegstage andere verraten und denunziert haben. Ihnen gebühren Straßennamen und Erinnerungstafeln, damit nachfolgende Generationen wissen, wie wichtig es ist, den Anfängen zu wehren. Denn es kann rasch zu spät sein. Gerade jetzt ist die Zeit dafür.