Die aktuell bekannt gegebenen Austrittszahlen aus der katholischen Kirche wundern niemanden. Solange eine Institution die Hälfte der Menschheit systematisch diskriminiert und als Menschen zweiter Klasse behandelt, wird keine Trendumkehr stattfinden. Dazu eine Geschichte aus meiner Kindheit:
Aufgewachsen in einer zutiefst katholisch geprägten Familie, wollte ich als aufgewecktes Volksschulkind zu Beginn der 1980er-Jahre unbedingt Ministrantin werden. Das war damals für ein Mädchen nicht möglich. Keiner der Erwachsenen konnte mir als achtjährigem Kind eine zufriedenstellende Erklärung dafür geben. Ministriert haben dann zumeist die Söhne einer Familie. Auf wie viel weibliches Potenzial, Kreativität und Intellektualität die Männerkirche hier (freiwillig) verzichtet, ist eigentlich unglaublich.
Wenn man davon ausgeht, dass die katholische Kirche der soziokulturellen Entwicklung um ca. 100 Jahre hinterherhinkt, dann wäre jetzt die Zeit für Veränderung gegeben: Im Jahr 1919 hat Österreich bekanntlich das allgemeine aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt.