Der Kompromiss war ein wichtiger Baustein für Österreichs Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit und gleichzeitig das Rückgrat unserer Demokratie. Leider ist zu beobachten, dass mittlerweile von vielen Menschen dieses Aufeinanderzugehen als Schwäche gesehen wird. Macher werden wieder bevorzugt. Durchsetzungskraft steht für Stärke, Ausgleich und beiderseitiges Entgegenkommen hingegen werden als Schwäche empfunden. Warum ist das so? Liest man in den sozialen Medien die Kommentare, fragt man sich als konsensoffener Mensch, was die Menschen antreibt, Postings weit unter der Gürtellinie abzusetzen. Hass als Lebensmotto wird es hoffentlich nicht sein. Denn nichts ist quälender als niederträchtiger, gemeiner und tödlicher Hass. Dennoch scheint dieses schlimmste aller Gefühle heute stärker zu sein denn je - in der Politik und den sozialen Medien. Insbesondere TikTok nimmt immer stärker durch Algorithmen Einfluss auf die Gedankenwelt seiner Nutzer, streut Fake News und verändert damit den emotionalen Zustand. Muss das so sein? Wie kann man dagegensteuern? Diese Frage stellte sich hoffentlich auch die neue Koalitionsregierung. Die Devise "Augen zu und durch" wird nicht mehr funktionieren. Ehrliches politisches Handeln, den Menschen offen entgegenzutreten und Lösungen, auch unangenehme, zu präsentieren wird ein Schlüssel zum Erfolg sein. Migration und Integration gehen Hand in Hand mit Bildung und sozialem Fortkommen. Mit Halbwahrheiten wird man dieses seit Jahren nicht angegangene Problem nicht lösen können. Möge die zukünftige Regierung, trotz der Unterschiede ihrer politischen Parteien, Kompromissfähigkeit und Weitsicht zeigen und ihr Handeln am Wohle Österreichs und Europas ausrichten.