Leserbrief

ME/CFS ist eine schwere Erkrankung

Mit großem Interesse habe ich den Leserbrief von Dr. Dietmar Horst ("Die Antragsteller werden verhöhnt") gelesen und möchte ihn aus Sicht eines Betroffenen unterstützen und ergänzen.

Ich leide seit nunmehr drei Jahren an ME/CFS infolge Long Covid. Diese Krankheit hat mein Leben vollständig verändert: Ich bin nicht mehr arbeitsfähig, habe dadurch meine Wohnung verloren und konnte nur dank der Aufnahme durch eine Bekannte eine akute Notlage vermeiden.

Was zusätzlich belastet: Mir wird immer wieder nicht geglaubt. Anträge bei der Pensionsversicherungsanstalt werden pauschal mit der abwertenden Diagnose "Erschöpfungssyndrom" abgelehnt und auf die Psyche geschoben, als wären die Beschwerden nicht real.

ME/CFS ist eine schwere neuroimmunologische Erkrankung, international in den medizinischen Klassifikationen beschrieben. Dennoch werden Betroffene wie ich in Österreich im Jahr 2025 häufig nicht ernst genommen. Diese Praxis ist menschenverachtend: Sie zerstört Existenzen, treibt Menschen in Abhängigkeit und Isolation und macht sie in den Augen von Gesellschaft und Ärzteschaft unglaubwürdig - nur weil die Krankheit nicht in ein bequemes Schema passt.

Ich danke Herrn Dr. Horst ausdrücklich dafür, dass er diesen Missstand öffentlich anspricht, und ersuche um weitere Berichterstattung. Es braucht Anerkennung, sachkundige Begutachtung und faire Entscheidungen der PVA, damit Betroffene nicht zusätzlich zur Krankheit auch noch ihre Lebensgrundlage verlieren.

Roland Henkel, 5400 Hallein

Aufgerufen am 17.09.2025 um 06:42 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/me-cfs-erkrankung-184601713

Schlagzeilen