Matura, Diplomprüfung, Abschlussprüfung finden dieser Tage statt. Viele Absolventen und Eltern freuen sich über ein "mit Auszeichnung" oder "mit gutem Erfolg bestanden". Man gewinnt den Eindruck, dass in gar nicht so wenigen Fällen die Mehrheit "ausgezeichnet" wird und nur die Minderheit "nur" "mit Erfolg bestanden".
Ich erlaube mir den Hinweis, dass es früher in der Regel umgekehrt war. Die Mehrheit hatte nur "mit Erfolg bestanden". Es gab auch immer einige "nicht bestanden", das heißt diese mussten die Prüfung oder Teile davon zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Zudem waren die Schülerzahlen in den Klassen größer.
Im digitalen Zeitalter werden Schüler, Lehrer und Eltern täglich gescheiter. Wer erfolgreich sein will, der muss sich den aktuellen Erfordernissen anpassen. Heute ein "nicht genügend" zu geben ist ungleich schwieriger als seinerzeit. Von aktiven Kollegen weiß ich, dass sie sich manchmal schon für ein "befriedigend" rechtfertigen müssen... Da darf man sich über die zunehmende "sehr gut"-Inflation nicht wundern.
Resümee: Früher war man auch mit Auszeichnungen sparsamer. Das Lehrersein war viel leichter. Nur ein Beispiel: Die KI erschwert es zu erkennen, was Schülerinnen und Schüler selbst erarbeitet haben. Lern- und leistungswillige Schüler/Studenten haben heute unzählige Möglichkeiten, von denen man seinerzeit nur träumen konnte.