Leserbrief

Nahostplan ohne Realitätssinn

Ich hoffe inständig, dass ich mich irre, aber ich denke, die einzige Person, die an die Realisierung des Friedensplans Donald Trumps für Palästina glaubt, ist der irrlichternde amerikanische Präsident selbst. Weder die islamische Terrororganisation Hamas noch die rechtsextreme Regierung Israels hat meiner Meinung nach ein Interesse daran, den Konflikt, der Hunderttausende Menschen im Gazastreifen, im Westjordanland und in Israel in ihrer Existenz bedroht, zu beenden. Erstere, weil sie fürchten muss, ihren Einfluss zu verlieren und ihr erklärtes Ziel, den Staat Israel auszulöschen, wenigstens vorläufig aufzugeben, Letztere, weil damit die völlige - ihrer Überzeugung nach gottgegebene - Kontrolle über die Palästinensergebiete nicht realisierbar ist. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wird erst dann einlenken, wenn er sich seiner Wiederwahl und seines politischen Überlebens sicher sein kann.
Wieweit die Anerkennung eines Palästinenserstaats durch eine Reihe von Staaten hilfreich sein kann, das unsägliche Leid der Palästinenser und Palästinenserinnen im Gazastreifen mittelfristig zu lindern, wage ich nicht zu beurteilen. Allerdings wäre es vielleicht angebracht, dass diese Staaten auch das Existenzrecht Israels explizit herausstreichen - auch wenn das selbstverständlich erscheint. Denn nur eine Friedensinitiative, die alle Verletzungen, Verunsicherungen, Ängste und Traumatisierungen beider Seiten im Blickfeld hat, erscheint mir erfolgversprechend.

Mag. Hartwig Schwaiger, 4400 Steyr

Aufgerufen am 06.10.2025 um 06:23 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/nahostplan-realitaetssinn-185569489

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