Leserbrief

Nationalfeiertag und Neutralität

Hat man den Nationalfeiertag im Gedächtnis, kommt man auch an der "immerwährenden Neutralität" nicht vorbei, die, nebenbei bemerkt, auch in unserer Verfassung verankert ist. Das ganze Jahr über werden wir mehr oder weniger damit konfrontiert. Schlagzeilen wie "Heißes Eisen Neutralität", "Die Neutralität allein schützt uns nicht", "Neutralität oder Nato" usw. usf. begleiten unseren Alltag. In Zeiten der allgemeinen und zunehmend stärker werdenden Kriegsrhetorik wirkt das beunruhigend.
Auch seitens einer unserer Regierungsspitzen wird immer wieder betont, wie unnötig die Neutralität doch ist. Demgegenüber steht das Volk, dem laut Umfrage diese mehrheitlich sehr wichtig ist. Ein Blick in unser Nachbarland Schweiz zeigt, dass diese dort nicht täglich infrage gestellt wird, sondern dort gehört sie zum nationalen Selbstverständnis. Der österreichische Politiker und Diplomat Karl Gruber, einer der Baumeister unserer heutigen Republik, sagte einmal: "Neutralität ist sowas wie eine legitime Ausrede, nicht nach jeder ausländischen Pfeife tanzen zu müssen."
"Nein, meine Söhne geb' ich nicht", singt Reinhard Mey. Mag sein, dass die Neutralität nicht in allem schützt, aber sie hat auch Vorteile. Die Gründungsväter der Republik haben sich sehr wohl Gedanken darüber gemacht, haben sich sehr wohl in vielen Verhandlungsrunden dafür vehement eingesetzt. Sie haben uns die Neutralität als Erbe mitgegeben. Das sollten wir bedenken, wenn diese wieder einmal infrage gestellt wird. Das heißt im Klartext: Unsere Neutralität ist unantastbar, und sie soll es auch bleiben, denn "Meine Söhne/Töchter geb' ich nicht."

Renate Ratzenböck, 5723 Uttendorf

Aufgerufen am 22.10.2025 um 10:41 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/nationalfeiertag-neutralitaet-186380182

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