Leserbrief

Neue Wege für die Landwirtschaft:

Der Artikel von Herrn Thomas Hödlmoser am 2. Mai 2025 "Suche nach den letzten Braunkehlchen" in den SN hat einige Reaktionen hervorgerufen. So hat mich ein Landwirt angerufen, um zu sagen, dass unsere Vorstellungen nicht finanzierbar seien. Zu dem ganzen Problem des großen Artensterbens möchte ich Folgendes sagen: Die Evolution hat im Laufe von einigen Milliarden Jahren eine Fülle an Pflanzen und Tieren und letztlich auch den Menschen hervorgebracht. Dieser ist mit dem nötigen Verstand ausgerüstet, um die Landschaft für seine Interessen zu gestalten. Solange diese Arbeit in reiner Handarbeit gemacht wurde, hat sich die Umgestaltung in Grenzen gehalten, sodass viele Tiere und Pflanzen im Kulturraum leben konnten. Seit wir aber Maschinen zur Verfügung haben, mit Kunstdünger alles anpflanzen können und mit gekauftem Kraftfutter die Zahl der Kühe im Stall erhöhen können, ist die Dominanz des Menschen für viele Tiere und Pflanzen ein immer größer werdendes Problem. Die Roten Listen werden länger und wenn wir uns nicht bald neue Wege und Lösungen einfallen lassen, wird das große Artensterben nicht nur eine Drohung, sondern Realität. Da wir den nötigen Verstand haben, um die Probleme und Zusammenhänge zu erkennen, sind wir moralisch auch verpflichtet, die große Artenvielfalt dieser Schöpfung zu erhalten. Unser Fördersystem berücksichtigt zwar den durch Höhenlage und Strukturierung verbundenen Mehraufwand im Vergleich zu Norddeutschland. Die Förderung für naturdienliche Maßnahmen (Wiesenrandstreifen, Hecken, Blumenwiesen …) ist demgegenüber jedoch zu gering. Es kann nicht sein, dass ein Bauer, der ökologisch unbedingt erforderliche Wiesenrandstreifen anlegt, weniger Förderung bekommt, als wenn er seine Fläche bis zum letzten Flecken für den Anbau nutzt. Auch ein entstehender Mehraufwand (z. B. Schneiden der Hecken) gehört abgegolten. Wenn jeder Bauer zumindest einen Hektar Streuwiese hätte, die nicht gedüngt und erst Mitte Juli oder überhaupt erst im September gemäht würde, wäre den Wiesenbrütern sehr geholfen. Dafür soll der Bauer den entsprechenden Ausgleich für den Verlust an Ertrag bekommen. Außer den Wiesenbrütern gibt es natürlich noch einige andere Problemarten. Die Naturschutzgebiete sind viel zu klein, um alle Arten zu erhalten. Wir müssen flächendeckend "Trittsteine" schaffen, damit der genetische Austausch innerhalb der Arten weiter möglich ist. Mit kleinen Inseln da und dort ist der Natur nur kurzfristig geholfen. Auf Dauer sterben die Tiere und Pflanzen an den Folgen der Inzucht aus. Wir hungern nicht mehr und müssen nicht mehr jeden Quadratmeter für den Menschen nutzen. Wir können es uns leisten, der Natur den Raum zu geben, den sie zum Überleben braucht.


Hemma Gressel, 5020 Salzburg

Aufgerufen am 10.09.2025 um 09:50 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/neue-wege-landwirtschaft-178407049

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