Neben traditionellen und historischen Unterschieden der Neutralität beider Länder gibt es auch sicherheitspolitische Abweichungen zwischen Österreich und der Schweiz. Österreich ist Mitglied der EU, die eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik vorgibt. Die außenpolitisch unabhängige Schweiz kann eine freie Neutralitätspolitik wählen.
Österreich hat mit dem Alpenvorland ein typisches Durchmarschgebiet, das als geostrategische Schlüsselzone Mitteleuropas bezeichnet werden kann. Die Schweiz ist ein Gebirgsland ohne besondere geostrategische Anreize.
Österreich hat eine minimale Landesverteidigung, darunter leidet die Verteidigungsfähigkeit. Die Schweiz legt einen Wert auf eine Landesverteidigung und die hohe Verteidigungsfähigkeit ist die Basis der schweizerischen Abhaltestrategie. Jeder potenzielle Aggressor wird ein Aufwand/Nutzen-Kalkül vornehmen, das sich letztlich in einer Bilanz niederschlägt: Was gewinne ich, wie viel verliere ich?
Österreich und die Schweiz haben gemeinsam, dass es für sie schwieriger als für Schweden und Finnland ist, der NATO beizutreten. Denn die Neutralität steht in Österreich im Verfassungsrang. In der Schweiz geht sie auf das Vertragswerk von 1815 zurück und bildet eine dominierende Norm der Außenpolitik.