Zum Interview "Je ruhiger, umso erfolgreicher" (Manfred Perterer mit Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, SN, 26. November):
So harmonisch, wie in diesem Interview vermittelt, kann ich die aktuelle Situation der heimischen Landwirtschaft respektive der heimischen Agrarpolitik nicht wahrnehmen. Ein Thema blieb bei diesem Interview völlig ausgespart, das allerdings so manche bäuerlichen Emotionen hochgehen lässt und über weite Strecken Frustration, Unverständnis und Ärger hervorruft. Es geht um das neue ÖPUL (Österreichisches Programm für Umweltgerechte Landwirtschaft), das gerade auf den Weg gebracht wird und für die nächsten sieben Jahre das Förderungsszenario festlegt.
Dieses Programm ist ein bürokratisches Monster der Sonderklasse, es ist in manchen Bereichen sehr unklar, unverständlich und oft auch nicht logisch nachvollziehbar und es ist vor allem eine sehr wesentliche Schwächung der biologischen Landwirtschaft.
Es wird zum Beispiel verlangt, dass Biobetriebe sieben Prozent ihrer Fläche aus der Produktion herausnehmen und auf dieser Fläche eine Grünbrache oder Biodiversitätsfläche (Blühmischungen) anlegen. Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber es gibt dafür keine Abgeltung (Kosten circa 500 EUR/ha) und es ist durch diverse Auflagen eher kontraproduktiv. Die Anlage von Biodiversitätsflächen ist teuer und sehr aufwendig und kann speziell im Biobereich erhebliche Probleme (Folgeverunkrautung durch nicht erlaubte Pflege) verursachen. Der Nutzen ist für Insekten und sonstige Lebewesen allerdings sehr fragwürdig, denn im August soll oder muss man dann mit schweren Mulchgerät die Fläche bearbeiten und dann ist wieder Wüste für die Schmetterlinge.
Es ist eine riesige Absurdität, dass man Bioflächen, die per se kein Gas verbrauchen (Mineraldünger für konventionelle Flächen braucht in der Herstellung sehr viel Gas) aus der Produktion herausnimmt um ebendort dann viel Energie zu verbrauchen.
Biobetriebe haben durch ihre Wirtschaftsweise ohnehin schon gesamtbetrieblich eine höhere Biodiversität. Sie jetzt noch durch einen fragwürdigen Mehraufwand zu bestrafen, ist sehr eigenartig.
Unter dem Blickwinkel und dem Wunsch, nach mehr Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit, erzeugt diese Verpflichtung für Biobetriebe ein absolutes Unverständnis.
Diese und viel andere Vorgaben machen einem das Leben als Landwirt nicht gerade einfach, dennoch bleibt es ein wunderschöner Arbeitsplatz mit immer wieder neuen Herausforderungen.