Zum SN-Artikel "Pendler stürmen nicht nur Neumarkter Bahnhof" (2.2.24).
Ich bin ein aufmerksamer Nutzer und Beobachter der Entwicklung des Öffentlichen Verkehrs nicht nur in Salzburg sondern speziell in der Schweiz, Südtirol - und anderen europäischen Ländern. Außerdem seit 14 Jahren täglicher Öffipendler Salzburg Stadt - Pongau. Aus gegebenem Anlass - Rücksprache mit einem Gemeindebediensteten wegen der P&R-Problematik an den Bahnhöfen - erkenne ich auch in diesem Bereich die Schwierigkeiten der Salzburger Politik und Gesellschaft eine zeitgemäße, klimaadäquate Verkehrspolitik zu gestalten. Geplante "Strafaktionen" gegen die - auch laut Auskunft des Gemeindebediensteten - verschwindende Minderheit - eventuell Dauerparker ein weiterer Hinweis auf die Überforderung der politischen und administrativen Steuerungseinrichtungen in Stadt und Gemeinden. Zur Situation - P&R, A10 Tauernautobahn, Kapazitätsproblematik der ÖBB: Allein, dass erst vor kurzem in drei Bahnhofsgemeinden (Bischofshofen, St. Johann, Schwarzach) drei verschiedene Regelungen starteten, die sehr ungenügende Parkplatzsituation zu bessern, spricht eine Klare Sprache. Noch dazu, wo mit Mühlbach, Pöham, Hüttau, Eben, Werfenweng, Wagrain, Kleinarl, Großarltal, St.Veit, Goldegg, Dienten und Lend viele potenzielle Pendler und Touristen bzw. Ausflügler, sowie Besucher von Spitälern und Rehaeinrichtungen betroffen sind. Nicht nur die P&R-Plätze sind bei weitem unterdimensioniert - auch seit Jahrzehnten - der Bustakt, das Zugmaterial in erheblichem Ausmaß ungenügend. Deshalb nimmt der Autoverkehr in unserer Region nach wie vor zu und bedingt auch neben Staus weiter die Überschreitung der zeitgemäßen Luftgrenzwerte, welche von der WHO aus gutem Grund 2021 deutlich gesenkt wurden. Die Politikerinnen und Politiker verweisen auf 25 Jahre alte Grenzwerte. Dies ist meiner Meinung als Arzt für Umweltmedizin verantwortungslos. Für Politik, Administration und Gesellschaft besteht dringlicher Handlungsbedarf. Klimawandel findet auch bei uns statt. Wie von Wissenschaftlern vor 20 Jahren vorhergesagt, steigt die Grenze der permanenten Schneedecke auf 1200 bis 1400 Meter. Die Gletscher schmelzen deutlich schneller als prognostiziert und mit dem tauenden Permafrost steigt die Gefahr von Hochwasser, Vermurungen.
Auch in Salzburg steigt das Risiko von dramatischem Ausfall der Fichten(Bann)wälder wie im Waldviertel, Kärnten und Osttirol. Neben höchsten Kosten für Katastrophenschutz bzw. Reparatur der Schäden wird auch die Wasserkraftstromproduktion unter diesen Veränderungen leiden. Das Klimaticket Salzburg war ein wichtiger aber kleiner Anfang; der untaugliche Ausbau der P&R-Anlagen und die schwer überforderte Koordination von Bahn und Bussen, bzw. P&R-Anlagenbetreuung sind wie Pflaster Kleben bei einem Schwerverletzten. Diese leider alltäglich wahrnehmbaren Mängel sollten für Gemeinde und Landespolitik eigentlich Ansporn sein gemeinsam an tauglichen Lösungen zu arbeiten und die Bevölkerung zu motivieren dabei mitzumachen. Das in den letzten Jahren von einer großen Partei und manchen Banken überstrapazierte Wort "gemeinsam" braucht aufmerksames "hören, sehen, fühlen" von Politik und Administration, danach Motivation und Koordination der Lösungsstrategien. Für die jetzt in Vorwahlzeiten wieder auftauchenden Polarisierungstendenzen ohne Inhalte ist unsere Zukunft und die unserer Kinder zu wertvoll. Ein Anfang wäre die unbürokratische Freifahrt für alle Öffis in Stadt und Land für alle bis zum 18 Lebensjahr und ab dem 65 Lebensjahr.