Leserbrief

Pflege, eine unendliche Baustelle

Wie heißt es so schön in diversen Sonntagsreden "Die Gesellschaft wird daran gemessen, wie wir unsere älteren Mitmenschen behandeln bzw. wie wir uns für sie einsetzen und welche Rahmenbedingungen wir für sie schaffen". Man hört das gerne, man glaubt das gerne, man ist zuversichtlich.

Leider ist die Pflege keine Krise, die erst seit gestern im Rampenlicht zu finden ist, sondern das Problem ist seit gut 2 Jahrzehnten bekannt. Corona hat das ganze dann noch sichtbarer gemacht. Immer und immer wieder wurde vor Pflegeengpässen gewarnt. Obwohl alles hieb- und stichfest berechnet und prognostiziert wurde, hat man viel zu spät bis gar nicht reagiert. Im Gegenteil, die Aufzeiger und Warner waren - weil unbequem - die Krakeeler. Nun sind die Community Nurses, also die Gemeindeschwestern im Fokus. Dieses auf drei Jahre befristete und mit Ende 2024 auslaufende EU-Förderprojekt steht vor dem Aus, wenn die Finanzierungslücke nicht geschlossen wird. Kostenpunkt 600.000 Euro die das Land Salzburg aufbringen müsste. Dieses Problem ist natürlich auch nicht seit gestern bekannt, sondern das wusste man bereits mit Beginn des Förderprojektes, also seit 3 Jahren. Überrascht kann daher niemand sein.

Es gibt zahlreiche EU-geförderte Themenbereiche und Projekte, etwa für Bildung, Umwelt, Gesundheit, Kultur, Wissenschaft u.a. Alle diese Projekte haben ein Ablaufdatum, wie halt in unserem konkreten Fall die Community Nurses auch. Nachdem es hier vor allem ältere Personen betrifft, für die ein Englischunterricht seinerzeit oft gar nicht möglich war, empfinde ich persönlich schon den Begriff als Hohn. Gäbe es dafür kein österreichisches Wort? So viel zum Wert unserer Sprache.

Wie wird es weitergehen? "Schau ma amoi", das ist die höchste Steigerungsform österreichischer Unverbindlichkeit und heißt übersetzt, wir schauen nicht, aber wir wissen wenigstens, "die Gesellschaft wird daran gemessen, wie wir unsere älteren Mitmenschen behandeln bzw. wie wir uns für sie einsetzen und welche Rahmenbedingungen wir für sie schaffen".

Renate Ratzenböck, 5723 Uttendorf

Aufgerufen am 10.09.2025 um 09:29 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/pflege-baustelle-168477286

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