Leserbrief

Pflegebonus aus Sicht einer Pflegekraft

Die Betreuung von betagten und hochbetagten Menschen in einem Pflegeheim in Salzburg hat mir viel Freude gemacht. Doch nach insgesamt fünf Jahren habe ich im September 2025 die Reißleine gezogen. Zu groß ist auf die Dauer die psychische und körperliche Belastung, wenn in der Früh wieder eine Pflegekraft weniger im Team als vorgesehen ist, weil sie krank geworden ist. Ich bin im Mai 2020 als frisch ausgebildete Heimhilfe mit 53 Jahren in die Coronazeit hinein gestartet und ich habe die Arbeit im Pflegeheim all die Jahre immer am Limit erlebt. Die Krankenstände brauchen nicht zu verwundern. Dabei sind wir es doch, die den alten Menschen ein neues Zuhause bieten sollten. Zu Hause ist man entspannt, doch das ist im Pflegebereich kaum möglich. Ich habe den Jubel für die Pflegekräfte zur Coronazeit miterlebt, mittlerweile hat es sich ausgejubelt. Schlimmer noch, die schwarz-blau geführte Landesregierung Salzburg streicht die finanzielle Wertschätzung für die Mitarbeiter, den Pflegebonus, der aus der Coronazeit hervorging. Salzburg stellt sich in dieser Angelegenheit in die erste Reihe, denn in den anderen Bundesländern bleibt er erhalten. Dabei ist Salzburg laut Statistik Austria das reichste Bundesland. Man will es sich offenbar nicht leisten. Wird diese Streichung das Pflegepersonal frustrieren? Mit Sicherheit. Werden Mitarbeiter die Pflege verlassen? Wahrscheinlich. Ist das eine Motivation, wieder in den Pflegeberuf zurückzukehren? Eher nicht. Ist es das, was die Regierung will? Offenbar. Dann soll man doch seitens der Landesregierung wenigstens so ehrlich sein und zugeben: "Uns is wurscht, was in der Pflege passiert." Dann weiß man wenigstens, woran man ist.

Dipl.-Kfm. Daniela Bruncic, 5020 Salzburg

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