Leserbrief

Politischer Wortbruch auf dem Rücken der Beschäftigten

Ich arbeite selbst in der Pflege und kann die Pläne der Salzburger Landesregierung, den Pflege- und Betreuungsbonus zu streichen, nur als massiven Affront gegen unseren Berufsstand bezeichnen. Interessanterweise kostet dieser Bonus das Land Salzburg überhaupt kein Geld. Er wird vollständig aus dem Pflegefonds des Bundes finanziert und ist dort bis 2028 budgetiert und zugesagt. Einsparungen sind somit schlicht nicht möglich - die Landesregierung würde sich lediglich Mittel einbehalten und also zweckentfremden, die eigentlich uns Beschäftigten zustehen.

Die Landesregierung hat es nicht einmal für nötig befunden, mit den Betroffenen im Vorfeld zu sprechen. Viele Betriebe und Beschäftigte - darunter auch ich und meine Kollegen/-innen - mussten von diesen teils existenzbedrohenden Kürzungen aus den Medien erfahren. Wer so mit Menschen umgeht, die tagtäglich das Rückgrat der sozialen Infrastruktur bilden, zeigt vor allem eines: tiefe Geringschätzung.

Der Pflege- und Betreuungsbonus wurde 2022 eingeführt, um eine bessere Bezahlung zu gewährleisten und zusätzliche Aufgaben abzudecken. Für uns ist er ein fixer Gehaltsbestandteil von rund 2000 Euro brutto pro Jahr. Er ist keine Corona-Prämie und kein 15. Monatsgehalt, sondern eine längst überfällige Anerkennung unserer Arbeit.

Mit einem solchen Alleingang gefährdet Salzburg weit mehr als die Einkommen im eigenen Bundesland. Der Bonus ist seit 2023 im Zusatz-Kollektivvertrag der Sozialwirtschaft verankert. Wenn Salzburg ihn streicht, droht der Verlust eines Rechtsanspruchs für Beschäftigte in ganz Österreich. Ein einzelnes Bundesland bringt damit die gesamte Branche ins Wanken.

Betroffen wären genau jene Berufsgruppen, die ohnehin unter extremen Belastungen arbeiten: Heimhilfen, Sozialbetreuende, Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und DGKP. Viele von uns arbeiten Teilzeit, weil die körperlichen und emotionalen Anforderungen kaum mehr Arbeitsstunden zulassen. Wir arbeiten in Krankenhäusern, Pflegeheimen, der Behindertenhilfe, der mobilen Pflege und zahlreichen weiteren Bereichen - überall dort, wo Menschen auf professionelle Unterstützung angewiesen sind.

Dass die Landesregierung trotz all dieser Fakten bereit ist, uns Beschäftigte zu übergehen und ohne Rücksprache eine massive Gehaltskürzung zu verkünden, ist politisch verantwortungslos und menschlich enttäuschend.

Ich appelliere an die Landesregierung, diesen Kurs unverzüglich zu korrigieren. Und ich appelliere an die Bevölkerung, genau hinzusehen: Wer heute den Pflege- und Betreuungsbonus streicht, gefährdet morgen die Versorgung aller - nicht nur in Salzburg, sondern in ganz Österreich.


Walter Maier, 5325 Plainfeld

Aufgerufen am 18.11.2025 um 09:08 auf https://www.sn.at/leserforum/leserbrief/politischer-wortbruch-ruecken-beschaeftigten-187923169

Schlagzeilen